Schattenkrieg (3)

  • 1. Das Treffen in Stormwind



    Stormwind, ein kleines Zimmer in der Altstadt, kurz nach Mitternacht, wenige Jahre nach dem letzten verheerenden Überfall der Brennenden Legionen.


    „Dir ist doch klar, dass du dich damit ständig in Teufels Küche bringen wirst?“ Dellin, einer jener wenigen echten Paladine, die lieber lachend in den Tod gingen als auch nur den Anschein von Unredlichkeit oder Feigheit auf dem strahlenden Schild ihrer Ehre zu dulden, sah sein Gegenüber missbilligend an.


    Moriabro, die hübsche, zierliche Schurkin, zuckte mit den Schultern und ihre neuen Hillmann-Schulterstücke wippten nach. „Wenn du eine bessere Idee hast – ich bin ganz Ohr.“ Niemand, der jemals erfahren hatte, wie gefährlich diese reizvolle Frau tatsächlich war, hatte noch Gelegenheit gehabt, sein Wissen weiter zu geben.


    Nur Dellin und zwei Befehlshaber der Wächtertruppen in Lakeshire hatten sie in voller Aktion erlebt und wussten, dass Angst in ihrer Vorstellung keinen Platz hatte. Oft genug hatte Dellin seine liebe Not damit, ihre ungestümen Angriffe wenigstens soweit zu unterstützen, dass sie beide wieder lebend nach Hause kamen.


    Moriabro begann, ihre Ausrüstung zu untersuchen und für einen neuen Einsatz anders zusammen zu stellen. Diesmal würde es mehr denn je auf Schnelligkeit ankommen, auf Unauffälligkeit - und vor allem darauf, dass niemand sie später identifizieren konnte. Sollte sie jemals in den Fokus des Gegners geraten und auf seine Abschussliste kommen, wäre ihre Arbeit äußerst erschwert.


    Dellin stieß heftig den Atem aus. Natürlich gab es keine Alternative, wenn ihrer beider Annahme richtig war. Aber deshalb musste es ihm ja nicht besser gefallen. „Damit katapultierst du dich an die erste Stelle aller Anwärter auf den Henker – dort ebenso wie hier bei uns.“


    Moriabro lachte hart auf. „Henker? Lächerlich. Ein völlig überschätzter Berufsstand.“


    Jenseits ihrer jeweiligen Tagesaufträge im Dienste der Allianz hatten sie sich immer wieder weit in feindliches Gebiet vor gewagt und dabei zu ihrer zunehmenden Bestürzung feststellen müssen, dass die hier im eigenen Territorium so verhassten Feinde dort in ihren Städten und Dörfern ein scheinbar ganz normales Leben führten. Sie liebten ihre Kinder, bildeten einander sorgfältig in Berufen und Künsten aus und zeigten eine angesichts der so oft verwüsteten Landschaften erstaunliche Naturverbundenheit. Das passte so gar nicht in das von der hiesigen Obrigkeit vermittelte Bild der bösen, mordlüsternen Bestien.


    Moriabro und Dellin hatten unabhängig von einander immer wieder Versuche unternommen, sich trotz der unüberwindlich scheinenden Sprachbarrieren mit weniger aggressiv erscheinenden Orks, Trollen und Tauren zu verständigen. Aber immer dann, wenn sie dabei Fortschritte zu machen schienen, tauchten Regierungstruppen der Horde (oder der Allianz, wenn sie sich auf deren Gebiet befanden) auf, die ohne Zögern und mit aller Heftigkeit alles angriffen, was nach Feind aussah.


    Seit Dellin und Moriabro eines Tages zufällig und tief im Hordegebiet aufeinander trafen und sich nur mit Mühe und gemeinsam einer heftigen Attacke von Taurenkriegern erwehren konnten, hatten sie sich häufiger getroffen. Rasch erkannten sie in dem anderen einen Gleichgesinnten und vor allem verlässlichen Mitstreiter.


    Für einen Paladin wie Dellin waren zuverlässige Freundschaften mehr oder weniger normal, wenn er sich denn auf eine solche einließ. Eine Schurkin wie Moriabro hatte dabei sehr viel mehr mit ihrem Grundmisstrauen zu kämpfen. „Traue niemandem, der nicht mindestens seit einer Stunde tot vor dir liegt.“, war ihr Grundsatz. Diese Einstellung machte sie zur unabhängigen Einzelgängerin, aber auch oft einsam. Mit Dellin hatte sie zum ersten Mal jemanden getroffen, der wortlos einfach zur Stelle war, wenn er wirklich gebraucht wurde. Dellin war auch niemand, der leichtfertig Freundschaften oder auch nur Bündnisse einging – war dann jedoch um so zuverlässiger. Ein echter Paladin eben.


    Aber vor allem hatte sie zu ihrem großen Verdruss feststellen müssen, dass die Aufgaben zunehmend weniger im Alleingang zu bewältigen waren. Moriabro hatte kein Problem damit, sich tagelang auf einer Bergspitze aufzuhalten, von Käse, Wasser und Brot zu leben (aus eher „sportlichen“ Gründen stets gestohlene Lebensmittel) und in aller Ruhe die Umgebung zu beobachten, bis sie ganz sicher sein konnte, keine vermeidbaren Überraschungen zu erleben, wenn sie sich dem Ziel ihres Auftrages näherte.


    Diese Aufträge waren simpel und gehörten zu den ältesten Tätigkeiten überhaupt: Sie tötete für Geld. Eine Vorstellung, mit der sich nun wieder Dellin absolut nicht anfreunden konnte. Obwohl er die Notwendigkeit oft einsehen musste. Aber seiner Überzeugung nach hatte dies als Ehrendienst im ehrlichen, offenen Kampf zu geschehen, bei dem dann eben der stärkere, geschicktere und pfiffigere Kämpfer gewann.


    So eine Sicht der Dinge ging Moriabro völlig an ihrer knackigen Sitzfläche vorbei! Auch wenn sie nicht für jeden beliebigen Auftrag zu haben war – hinsichtlich der Art und Weise seiner Erfüllung ließ sie sich nicht dazwischen reden. Wenn es erfolgversprechend schien, rammte sie eben dem Gegner einen Giftdolch in den Rücken und sah aus sicherer Entfernung emotionslos zu, wie das Leben aus ihm wich.


    Legendär war ihr Auftrag weit im Sumpfland, als sie zwei Tage in der Jauchgrube eines Trolldorfes verbrachte, bis sich ihr Ziel zur Verrichtung seiner Notdurft direkt über sie hockte. Sie rammte ihm von unten ihren Dolch mit einem sofort lähmenden Gift tief in den Leib und zog den völlig überraschten Troll zu sich in die stinkige Brühe, bis er jämmerlich verreckt war. Als seine Artgenossen ihn vermissten, suchten und endlich fanden, war Moriabro längst wieder auf Allianzterritorium. Einen ganzen Tag war sie dort dann damit beschäftigt, ein Badehaus nach dem anderen aufzusuchen, weil sie immer noch den Gestank der Trollfäkalien an sich zu riechen glaubte. Der örtliche Seifenhändler in Stormwind machte damals das Geschäft seines Lebens.


    Ein sich hartnäckig haltendes Gerücht besagte auch, sie habe dem Baron einer berühmten Gilde dessen Schlachtross derartig geschickt gestohlen, dass dieser noch eine Stunde allein mit dem Sattel weiter geritten sei, bevor er den Verlust bemerkte und zu Boden fiel.


    Auch wenn das nur eine spaßige Geschichte ist, die vom einfachen Volk begeistert kolportiert wurde – durchaus verbürgt ist die Sache mit den Bratwürsten.


    Eines Tages gab es in Stormwind ein geradezu üppiges Angebot an ebenso schmackhaften wie preiswerten Rossbratwürsten. Als ruchbar wurde, dass die Gastwirte und Markstände von Moriabro beliefert worden seien, suchten fast alle Paladine und andern Reiter unter den fadenscheinigsten Vorwänden die Stallungen auf, um sich vom Wohlergehen ihres eigenen Reittieres zu überzeugen.


    Diese Art Belustigung mehrte das Ansehen von Schurken insgesamt zumindest unter den Knappen und niederen Diensträngen der Gilden und schien sie als durchaus für derbere Späße zu haben auszuweisen. Moriabro und Miroshiva (eine elfische Kollegin) hingegen betrachteten so etwas als Imagepflege derart, dass ein Spaßvogel nicht mehr ganz so ernst genommen würde. Und wenn man ein wenig unterschätzt wird, konnte dies bei einem der nächsten Aufträge den Ausschlag geben.


    „Die werden dich einfach totschlagen, sobald sie dich sehen.“, grummelte Dellin. Aber er wusste natürlich, dass man eher den berüchtigten Schneider Mlordi dazu bringen konnte, seine hochentwickelten Kleidungsstücke zu verschenken als Moriabro eine Idee auszureden.


    „Ich werde mit Ndee, der sich dort gut auskennt, in das Orkdorf schleichen und noch einmal versuchen, mit dem Schmied dort zu sprechen – oder wie man das nennen soll. Es ist schon so viel Blut geflossen und die Hexenmeister dort stacheln immer wieder alle auf, die Allianz anzugreifen. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Hier in Stormwind und anderen Allianzgebieten übrigens auch nicht, wie du weißt, Dellin. Irgend etwas läuft da völlig falsch – und wenn wir erst einmal miteinander kommunizieren können, lässt sich vielleicht grundsätzlich etwas klären.“


    Ndee war ein Jäger der Allianz, der dem Braten auch nicht mehr traute und sich immer wieder in Hordegebiete durchschlug, um höchst seltene und begehrte Felle zu erbeuten. Bei diesen Streifzügen, die ihn immer wieder in die Nähe feindlicher Siedlungen führten, hatte er oft genug Grund gehabt, an den offiziellen Verlautbarungen der Allianzoberen zu zweifeln.


    „Wichtig ist aber vor allem erst einmal, dass ich alle Greifenstationen besuche und mit den Greifenmeistern ein Abkommen treffen kann. Wenn ich überall hinfliegen kann, kann ich auch schnell reagieren und meine Kenntnisse erweitern, ohne auf langen beschwerlichen Fußmärschen von irgendwelchen idiotischen Schildkröten aufgehalten oder gar getötet zu werden.“


    Die großen Entfernungen waren ein echtes Handicap für Moriabro. Zwar konnte man sich irgendwann ein eigenes Reittier leisten, wenn auch nicht so edel und schön wie die Paladine mit ihren Rossbratw.. äh.. Schlachtrössern. Aber hoch zu Pferde zu schleichen ist ebenso effektiv wie die heimliche Annäherung mit einem Spielmannszug. Also würde sie in den kommenden Tagen verstärkt daran arbeiten, alle erreichbaren Greifenstationen und Passagierhäfen zu erkunden und sich so das Transportnetz beider Kontinente verfügbar zu machen.


    „Ich kann dir in diesem Fall aber nicht helfen,“ bedauerte Dellin diesen Umstand sichtlich, „die sehen mich doch schon auf große Entfernung.“


    Helfen wollen und nicht können, musste für einen Paladin wohl sehr schlimm sein, dachte Moriabro und wuschelte Dellin kurz durchs Haar. „Ist schon gut so, Dellin. Immerhin ist hier jemand, der mir die Daumen drücken kann. Die anderen Gildeleute sind ja ohnehin damit beschäftigt, sich die Eier zu schaukeln oder bunte Tüten zu kleben.“


    Manchmal vergaß sie, dass sie im Range eines Tafelritters zur Gilde der „Knights of the Round“ gehörte. Schon lange bevor sie alle hierher kamen, hatten sie in den Niederungen von Harrogath, der „Festung des Wahnsinns“ und in den Sümpfen und Katakomben um Kurast gegen die Ableger der höllischen Abgesandten gekämpft, hatten Mephisto und Baal zurück in die Hölle gejagt. Doch hier ging es jetzt wirklich um die Wurst, ging es gegen die Brennenden Legionen – und gegen äußerst geschickt operierende Verräter in den eigenen Reihen. Hüben wie drüben, wie Dellin und Moriabro inzwischen sicher waren.


    Daher konnten sie nicht öffentlich über ihre Vermutungen sprechen, denn sie wussten einfach nicht, wem sie vertrauen konnten. Das war für einen edlen Paladin wohl schwerer als für eine Schurkin und ehemalige Attentäterin, die hier wieder ihrem alten Beruf nachzugehen gezwungen war. Dabei hatte sie gedacht, sich hier nur ihrer Passion der Kürschnerei und Lederverarbeitung widmen zu können. Aber nüschte war’s damit! Betrogen und verraten zu werden, das war das Weltbild, mit dem Moriabro aufgewachsen war und sie hatte aus der Not eine Tugend gemacht: Wenn ihr es so wollt – gut, könnt ihr haben! Aber dann zieht euch warm an!


    „Ich habe hier noch etwas für dich, Moriabro.“ Dellin überreichte ihr zwei funkelnagelneue Dolche. „Ich habe diese beiden Messer selbst geschmiedet und dann einen Maigier getroffen, einen Experten was Verzauberung betrifft. Er hat die beiden Dolche wirklich ausgezeichnet hin bekommen, wie du gleich sehen wirst. Damit steigen die Chancen doch erheblich, dass ich zumindest noch sehen kann, wo sie dich beerdigen.“ Manchmal konnte Dellin ganz schön boshaft einher schwatzen, fand Moriabro.


    „Danke.“, nickte sie und nahm die zwei Dolche prüfend in die Hände. Oh! Ausgezeichnet lagen sie in der Hand! Sie fühlte sofort die magische Aura, die von beiden neuen Waffen ausging. „Holla Specht! Was hat er denn mit denen gemacht?“, entfuhr es ihr. Sie untersuchte die zwei Dolche näher und war erstaunt. „So viel Schaden wie mit einem der beiden Dolche mache ich nicht einmal mit meine beiden alten zusammen.“ Sie steckte sie probehalber in die rechts und links am Gürtel befindlichen Scheiden und als sie beide Dolche zugleich blitzartig zog, hatte sie das Gefühl, sie würden ihr geradezu in die Hände springen.


    „Fett, Dellin! Feuer und Eis, arkanisch und Schnelligkeit. Und dazu noch mein Gift dann. Damit kann ich den halben Kontinent umpflügen!“


    „Mach das, dann haste wenigstens reichlich frische Erde auf deinem Grab.“, entgegnete Dellin sarkastisch. Aber er war doch sichtlich erfreut, dass seine beiden Geschenke so gut aufgenommen wurden. Dellin war Waffenschmied von Beruf, machte aber eigentlich nur Schwerter zum Eigenbedarf. Diese Dolche waren ein offensichtlich sehr gelungener Versuch, seine Kenntnisse einmal auf andere Waffen anzuwenden.


    „Ich habe auch noch zwei Kisten gefunden, die du aufmachen könntest. Vielleicht ist da ja auch noch etwas drin, was du brauchen kannst.“ Klar, dachte sie, typisch Paladin. Was ICH brauchen kann, daran denkt er zuerst. Wenn guter Wille Kopfschmerzen machen würde, liefen die Paladine wahrscheinlich nur noch schreiend durch die Gegend!


    Als Schurkin war Moriabro natürlich fit im Knacken aller möglichen und unmöglichen Schlösser. Selbst die durch äußere und verborgene Zauber gesicherten Kisten machten ihr keine Angst mehr.


    Dellin stellte beide Schatztruhen auf den Tisch und sah zu, wie Moriabro mit flinken Fingern die erste Truhe knackte. Beide besahen sich neugierig den Inhalt und fingen an zu lachen.


    „Fischknorpelsalat und Melonensaft!“, grinste Moriabro. „Wenn ich das bei den Tauren anbiete, ergeben die sich rudelweise der Allianz.“ In der Truhe waren nur der Melonensaft und ein Rezept für Fischknorpelsalat nebst einer Kostprobe. Beide verzichteten jedoch dankend darauf, davon zu probieren.


    Die zweite Truhe erwies sich als ungewöhnlich widerspenstig. Erst nach sieben Versuchen, als Moriabro schon aufgeben wollte, gelang es ihr, die Schatulle zu öffnen. Sofort erhob sich ein leises Fauchen und aus dem Inneren der Kiste drang ein Nebel, der die beiden einhüllte. Sie zuckten zurück, aber da begann sich der Nebel schon zu verflüchtigen.


    Sie warteten ein paar Minuten, aber nichts geschah. „Alles o.k. bei dir, Dellin?“ fragte Moriabro. Dellin nickte nur und guckte dann in die offene Kiste. „Da liegt nur noch ein Pergament drin.“ Vorsichtig griff er hinein und holte das Schriftstück heraus.


    „Hm.“, grummelte Dellin nach einem Blick auf die Schriftzüge. „Das kann ich nicht lesen, was ist das für eine Sprache?“ Er reichte ihr das Schriftstück und sie erkannte die Schrift sofort. „Das ist die alte Elfensprache, die nur noch von den Magiern und Zauberkundigen benutzt wird. Miroshiva hat mich einmal zu einer Sprachenlehrerin geschleift. Vielleicht ist ja noch genug hängen geblieben. Sonst müssen wir nach Darnassas fliegen und dort fragen.“


    „Beeile dich lieber, die Rolle löst sich schon auf.“ Mit der Rechten deutete Dellin auf den Rand des Pergamentes, das sich aufzulösen begann. „Verdammte Sauerei!“ schimpfte Moriabro und konzentrierte sich auf den bereits verblassenden Text. Erst als das Pergament zu Staub zerfallen war, richtete sie sich auf und sah den Paladin an.


    „Wenn das stimmt, was ich entziffern konnte, hat der Nebel was mit unserer Ausrüstung gemacht, das nur wirkt, wenn wir sie so beisammen lassen, wie wir sie jetzt tragen.“


    Misstrauisch beäugten beide ihre Rüstungen, Waffen, Stiefel und alles andere. „Mir kommen meine Sachen irgendwie bläulich vor.“, meinte Dellin dann. Moriabro hatte eben die gleiche Entdeckung bei ihren Sachen gemacht.


    „Blau ist die Farbe des arkanen Widerstandes.“, rekapitulierte Moriabro die wenigen Informationen, die sie noch aus ihrer Zeit im Weltenbaum der Elfen erinnerte. „Es gibt bei den Elfen ein Gerücht, eine Legende, wonach einem der Magier ein Zufallstreffer gelang. Er hatte angeblich ein paar Essenzen umgestoßen und daraus soll sich ein Nebel entwickelt haben. Wenn das stimmt, dann sind unsere Ausrüstungen jetzt, wenn wir sie nicht verändern, immer eine Idee stärker als die negativen Kräfte, die auf sie einwirken.“


    Während Moriabro noch nach einem Pferdefuß dabei suchte, war Dellin ganz Paladin. „Das nennt man in anderen Gegenden unzerstörbar. Aber das kann ich mir nicht vorstellen – oder kann das wirklich sein?“


    „Wie murmelt der Volksmund?“, fragte Moriabro da schon und gab auch selbst die Antwort: „Nur Versuch macht richtig kluch.“ Beide nickten sich schweigend zu, nahmen alles an sich, was zu ihnen gehörte und gingen hinunter und auf die Straße hinaus. Durch das große Tor der beburgten Stadt Stormwind liefen sie hinaus in den umgebenden Wald und Dellin rammte auf einer Lichtung nahe der Straße eine Duellfahne in den Boden. Damit machte er bekannt, dass er einem Duell, gegen wen auch immer, nicht abgeneigt sei.


    Nur wenige Minuten später blieben die ersten Schaulustigen stehen. Dann kam ein kräftiger Zwerg, dem Aussehen und Auftreten nach ein Krieger aus Ironforce, und lachte mit tiefer Stimme: „Na du Schönling? Willst du wirklich, dass ich dir die Rüstung in Späne zerlegen, so lange du noch in ihr steckst?“


    Moriabro sah plötzlich ganz lieb aus. Diesen Anblick kannte Dellin. Bei anderen Menschen schwoll in solche Momenten die Zornesader oder sie wurden rot vor Wut. Seine Schurkin sah hingegen besonders handzahm aus, bevor sie explodierte. Nur ihre Stimme passte nicht dazu dann. „Pass mal auf, dass er dir nicht noch den Rest deiner Stummelbeine bis zu den Eiern abtrennt – wenn du überhaupt Eier hast.“


    Diese von öffentlichem Gejohle belohnte Äußerung einer jungen Frau brachte den zwergischen Krieger richtig in Wut und mit einem Schrei stürzte er sich auf Dellin, der noch nicht einmal sein Schwert gezogen hatte. Also drehte er sich elegant aus der Angriffsrichtung, zog in der Bewegung das riesige Schwert aus der Rückenscheide und schlug dem Zwerg aus der Kreisbewegung von unten dessen Helm vom Kopf.


    Der Angreifer war Realist genug zu erkenne, dass er es nur der Geschicklichkeit seines Gegners verdankte, dass lediglich der leere Helm, ohne Kopf darin, wenige Meter entfern auf de Boden fiel. Sichtlich beeindruckt stürzte er sich auf seine Kopfbedeckung, packte den Helm und rannte unter dem spöttischen Beifall der Zuschauer davon.
    „Kannst du das auch mit einem richtigen Gegner, Dellin?“, fragte eine verächtliche Stimme und ein großer Paladin drängte sich durch die bereitwillige weichende Zuschauermenge.


    Darknoss! Ausgerechnet! Dellin fühlte sich unbehaglich. Darknoss war so etwas wie sein Angstgegner, obwohl ihre Duelle bisher immer zu Dellins Gunsten oder unentschieden ausgegangen waren. Aber Dellin hatte das unbestimmte Gefühl, dass es Darknoss nicht viel ausmachen würde, ihm tatsächlich den Kopf abzuschlagen. Eine gute Ausrede würde er sicher bereits parat haben.


    Unwillkürlich lockerte Moriabro ihre Dolche in den Scheiden. „Wage es ja nicht, dich einzumischen, Mistbiene.“, zischte Darknoss ihr zu, ohne den Kopf von Dellin abzuwenden. Ansatzlos, blitzschnell und mit Wucht führte Darknoss den ersten Schlag gegen Dellin, der gerade noch parieren konnte. Als sich die beiden Schwerter der Kontrahenten trafen, begann Darknosses Schwert kurz rötlich zu schimmern.


    „Verdammt!“, entfuhr es Moriabro. Und auch Dellin, stets ganz bei der Sache, wenn es um tätliche Auseinandersetzungen ging, hatte gesehen, dass dieses Schwert wohl schamanische Zauber in sich barg. Für einen Paladin eine unehrenhafte aber effektive Unterstützung.


    Darknoss holte zu einem neuen wuchtigen Schlag aus und Dellin überlegte einen Sekundenbruchteil, ob er sich ernsthaft wehren sollte, unterließ es aber. Er wollte ja das Ergebnis des Nebels vorhin sehen. Also riskierte er viel, indem er seinem Gegner scheinbar unvorsichtig die offene Flanke bot. Triumphierend hieb dieser auch sofort in die vermeintliche Lücke.


    Aber irgendwie verlor Darknoss dabei sein Schwert aus der Hand und mit einem Schmerzensschrei hielt er sich mit der Linken das rechte Handgelenk, das jetzt in einem ungewöhnlichen Winkel stand. Offenbar hatte er es sich gebrochen. „Du hast nur wieder Glück gehabt, du Lichtgestalt, du widerliche!“ Zornbebend hob Darknoss sein Schwert auf und verließ den Duellplatz. Hinter ihm schloss sich der mittlerweile ansehnliche Kreis von Neugierigen.


    Während alles dem unterlegenen Darknoss nachsah, bemerkte Moriabro aus den Augenwinkeln einen heranfliegenden Schatten. Doch statt auszuweichen, drehte sie sich wütend einmal kurz um die eigene Achse und verwandelte mit einem heftigen Fußtritt das Gesicht des Angreifers in eine blutige Masse aus Fleisch und Knochensplittern. Mit einem leisen Röcheln sank dieser zu Boden. Eine Schurkin von hinten angreifen! Der liebe Gott muss merkwürdige Menschen lieben, er macht so viele davon!


    Angehörige der Paladinwache drängte sich heran und suchten nach Gegnern, die zu trennen waren. Immer wieder kam es vor, dass diese Duelle ausuferten. Aber Dellin stand friedlich da und packte seine Duellfahne wieder ein. Moriabro sah interessiert auf das nun doch stöhnende Bündel Mensch zu ihren Füßen. Dabei hoffte sie, dass es sich bei ihrem Angreifer um einen Bewunderer von Darknoss handeln möge. Wenn nicht, könnte es sein, daß sie doch schon auf einer Abschußliste stand und davon hielt sie absolut nichts.


    Vielleicht war sie zu oft während der sich in letzter Zeit häufenden Angriffe der Horde auf Lakeshire zwischen den Angreifern gesehen worden.


    Sie hatte sich gut getarnt stets in der Nähe eines Trollschamanen oder Hexenmeisters gehalten und konnte so aus nächster Nähe beobachten, mit welcher Effektivität und Disziplin die Hordler ihre magischen Kräfte einsetzten. Im Gegensatz zu den zwar tapferen aber relativ unorganisierten Allianzkräften schien unter den Angreifern jeder Einzelne einen ganz bestimmten Aufgabenbereich zuverlässig abzudecken.


    Dieser verfluchte Troll wurde ohne Pause von sich ablösenden Orks, Tauren und Trollen geschützt und wirkte systematisch seine Heil- und Zauberkräfte auf die direkt kämpfenden Angreifer. Irgendwann entdeckte man sie natürlich und auch wenn sie sich stets mit letzter Kraft davon machen konnte, hatte man sie wohl inzwischen als beständig irritierende Mücke zur Kenntnis genommen.


    Nun ja. Man würde sehen.


    ***

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • yeah, wahnsinn


    *mehrhabenwill*

    "Die größte Gefahr für die Menschheit ist die Ordnung, deren Vollendung in der Abschaffung des störenden Lebens und der Herrschaft der Maschinen liegt." - CCC: Nur das Chaos lebt

  • ah, jetzt is der Text da. :thumb:
    Sehr gut geschrieben, liest sich fast von selbst. Ich bin gespannt, wie die Abenteuer von Moriabro weitergehn.

  • 2. Der Brief


    ***


    Hallo Moriabro’, begann der Brief Miroshivas. ’Du weißt ja wie es ist und wirst verstehen, dass ich längst weg bin, wenn Du diese Zeilen in Händen hältst. Ich habe unserer Sache ein für alle Mal den Rücken gekehrt. Mit einem Druiden aus Moonglade habe ich mich ins Privatleben zurückgezogen und wir werden versuchen, die uns verbleibende Lebenszeit in Frieden und Beschaulichkeit miteinander zu verbringen. Wir werden musizieren, Obst und Gemüse anbauen und uns jeden Tag darüber freuen, dass es uns gibt. Sollen andere weiter im Blut waten, wir haben die Nase voll.


    Und weshalb schreibst du mir das dann?, dachte Moriabro. Du wirst doch nicht etwa romantische Anwandlungen haben und beginnen, dich tatsächlich um Gefühle anderer Leute kümmern? Musizieren willst du? Du bist so musikalisch wie ein Orkpfurz! Aber was soll’s – Reisende soll man nicht aufhalten. Und jeder hat nur eine Existenz. Nichts davor und nichts danach. Nur dieser aus kosmischer Sicht lächerlich kurze individuelle Zwischenspurt. Daher hat auch niemand das Recht, anderen Vorschriften zu machen.


    In diesem Moment möchte ich dein Gesicht sehen. Hahaha! Natürlich habe ich einen Grund, zu schreiben. Daran ist auch mein druidischer Freund mitschuldig. Es gibt hier nämlich eine kleine druidische Elfin, die ich deiner Aufmerksamkeit empfehlen möchte. Ihr Name ist Zornbiber. Wie sie wirklich einmal hieß, wissen wir nicht einmal genau. Diesen Ehrennamen erhielt sich schon als Kind von einem in der Nähe lebenden Biberstamm, dem sie half, sich gegen besonders aufdringliche Raubtiere zu wehren.


    Wenn wir die Biber richtig verstanden haben, besitzt diese Elfe ein großes Potential, in kritischen Situationen über sich hinaus zu wachsen und bleibt dabei kalt wie eine Hundeschnauze. Auch wenn ich selbstverständlich unersetzlich bin – als Notbehelf könnte sie dir möglicherweise durchaus hilfreich sein. Jedenfalls ist sie auch dem Oberdruiden in Darnassus aufgefallen und er hat sie trotz ihrer Jugend bereits mit einem kostbaren permanenten Teleportationszauber nach Moonglade ausgestattet. Dabei würde dieser Geizhals sogar seine Oma verkaufen, wenn die Blätter seiner heiligen Pflanzen dadurch etwas grüner würden. Also muss an der Kleinen wohl tatsächlich was dran sein. Guckt sie euch einfach nur mal an


    Grüß Dellin von mir, diesen Leuchtturm der Ehrenhaftigkeit inmitten des Drecks überall in der Welt. Wenn ihr schlau seid, klaut ihr die Gildenkasse und Mlordis kostbaren Stoffe und sucht euch eine kleine friedliche Ecke für den Rest eurer Tage – ja, ja...ist mir klar... so schlau seid ihr nicht. Ihr werdet weiter machen, täglich eure Haut zu Markte tragen und die Allianz wird euch dafür mit ein paar kümmerlichen Silberstücken und Punkten in der Ruhmeshalle bezahlen!


    Ich hoffe jedenfalls, dass es hier bei mir durchs Dach regnet. Sonst würde ich noch auf seltsame Gedanken über die Tropfen auf dem Pergament hier kommen! Pass auf deinen süßen Ar... auf, Moriabro und .. na ja... verdammt.. ich mach jetzt Schluss hier.


    Miroshiva



    Du blöde Kuh! Konntest du nicht einfach sang- und klanglos verschwinden? Verstohlen wischte Moriabro sich die Augen. Dann hielt sie das Pergament in eine Kerzenflamme und zerbröselte anschließend die Asche. Miroshiva würde sich nie zu einer voreiligen Empfehlung hinreißen lassen. Also sollte man sich diese kleine Elfin so rasch wie möglich ansehen. Und jemandem wie Dellin würde es gut tun, einmal in den verhältnismäßig friedlichen Wäldern der Elfen daran erinnert zu werden, dass es mehr gab als die Sümpfe der umkämpften Territorien oder die trostlosen Wüsten der Horde.


    Moriabro stand beim Hinausgehen noch kurz prüfend vor dem Spiegel und begutachtete ihre Außenwirkung. Auf den ersten und zweiten Blick sah sie sehr attraktiv aus und hatte alles, was die ja eher schlichte Denkweise eines Mannes ansprach. Von Zeit zu Zeit fand sie das ja auch halbwegs unterhaltsam. Aber Tag für Tag, bei jeder sich bietenden Gelegenheit billig angebaggert zu werden, ging ihr, wie vielen gut aussehenden Frauen, enorm auf die Stöcke. Da stellte sich doch die Frage, ob Männer jemals an etwas anderes dachten. Und wenn ja – womit, um Himmels Willen?


    Boshaft grinsend bei dieser Formulierung verließ sie das günstig zu Bank, Briefkasten und Greifenhort gelegene Gasthaus und ging zunächst hinüber zur Waffenwerkstatt. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeweils vor einer Abreise und sofort nach der Rückkehr ihre Ausrüstung auf etwaige Schäden prüfen zu lassen. Man wusste nie, ob nicht im nächsten Moment das Leben davon abhängen würde. In letzter Zeit war es sogar vorgekommen, dass Einzelgänger der Brennenden Legion mitten in Stormwind auf dem Marktplatz aufgetaucht waren. Zwar waren sie sofort mit allen Kräften bekämpft und bisher auch stets vernichtet worden. Aber das war ja keine Garantie für die Zukunft. Auch ein sehr junger Taure hatte es vor ein paar Tagen geschafft, sich bis ins Zentrum des Handelsdistriktes zu schleichen. Wer weiß, was er angestellt hätte, wäre er nicht tollpatschig gegen eine Wache gestoßen.


    Hm. Unvermittelt blieb sie stehen. Nach dem Vorfall bei Dellins Duell könnte man diesem Trollschurken zumindest unterstellen, dass er sich ein Kopfgeld verdienen wollte. Ob sie jemandem schon Gold wert war? Wenn ja, dann sicher nicht viel. Sonst hätte man nicht so ein Milchbrötchen mit der Aufgabe betraut. Oder es war nur ein Test. Denn eines war nicht zu leugnen: Es war einem Schurken der Horde gelungen, unbemerkt bis ins Zentrum der Stadt vorzudringen, ohne dass er Portale wie die Schamanen oder andere Zauber wie die Brennende Legion verwendet hatte. Eher traditionell und simpel hatte er sich einschleichen können. Moriabro blies mit geblähten Wangen lange die Luft aus. Ob da jemand bewusst weggesehen hatte? Ohne dass sie sich dessen bewusst wurde, bewegte sie sich plötzlich vorsichtig lauernd wie in feindlichem Gelände durch die Straßen zum Greifenhort hinauf.


    Dort oben herrschte schon reger Betrieb. Eine Gruppe Gnome mit ihren spaßigen Frisuren hatte sich wartend, hüpfend und schwatzend in einer Ecke versammelt, während sich drei Zwergenkrieger zum Greifenmeister vordrängelten. Das brachte ihnen jedoch nur ein müdes Lächeln der beiden flugerfahrenen Paladine ein, die sich trotz späterer Ankunft noch vor den Zwergen auf die Reise machen konnten. Eine junge menschliche Priesterin war wohl zum ersten Mal hier und stand lange überlegend herum. Dann guckte sie aus den Fluglöchern in die Tiefe, drehte sich wieder herum und folgte dann langsam den Ankommenden in Richtung Ausgang zur Stadt.


    Moriabro nahm einen Greifenflug zur Zuflucht über Ironforce. Das war zwar ein langer Weg und auch recht teuer, jedoch konnte sie mit den Häuten der dortigen Raptoren ihre aufgebrauchten Ledervorräte schneller wieder auffüllen als mit dem mittelmäßigen Leder in weniger gefährlichen Regionen. Sie hoffte allerdings, dass ihr nicht wieder die beiden Hordler in die Quere kamen, die sich die letzten Tage rings um die Zuflucht herum getrieben hatten und immer wieder von den Wächtern verjagt werden mussten.


    Auf dem Greifenport in der Zwergenschmiede tobte das Leben! Als hätten sich alle Allianzler verabredet, wuselten die seltsamsten Gestalten und Kreaturen durcheinander und drängelten und schoben sich durch die Massen. Reittiere der verschiedensten Art sprangen mit ihren Reitern durch das Gedränge und Moriabro war froh, dass sie sich jetzt nicht zum Auktionshaus durchschlagen musste.


    Zauberer boten ihre zweifelhaften Dienste an, Händler offerierten seltsame Gegenstände in der Hoffnung, ein Newby würde sich übereilt von seinem Geld trennen. Manche Angebote zeigten, dass es sich dabei um echte Neulinge im Geschäft handelte oder um jemanden, der verzweifelt nach Silber oder gar Gold suchte. Schade eigentlich, dachte Moriabro. Wenn sie noch genügend Bares hätte, wäre der eine oder andere lukrative Deal jetzt möglich. Aber sie hatte am Vortag alles zusammen gekratzt, um ihre letzte Ausbildung zu bezahlen und sich dabei überlegt, ob die Lehrer wohl eine heimliche Truppe der Horde waren, die auf diese Weise versuchten, die Allianzler auf diese Weise wirtschaftlich zu Grunde zu richten.


    Ihr Greif stürmte los, kurvte bedenklich knapp an seinen Kollegen vorbei und stieg dann auf. Von hier oben konnte man zwar das Land weit überblicken, leider jedoch nicht genügend Einzelheiten erkennen, um daraus einträgliche Aufklärungsflüge zu machen. Nur die großen Drachen und sonstigen Gegner konnte man von Zeit zu Zeit sehen. Aber die waren in der Regel nicht das Problem. Die Tücke steckte, wie die Gnomwissenschaftler sagten, im Detail und in den kleinen Dingen, die einem den Garaus machen konnten.


    Beim Anflug auf die Zuflucht konnte Moriabro bereits ein paar der Raptoren herumstolzieren sehen. Nach der Landung stellte sich auch rasch fest, dass sie noch die einzige Kürschnerin hier zu sein schien. Die umherliegenden Kadaver waren rasch gehäutet und dann machte sie sich auf die Suche nach frischen und schweren Gegnern. Denn nur diese boten das gesuchte schwere Leder und von Zeit zu Zeit auch einmal einen Moosachat, den sie ebenfalls in Mengen benötigte.


    Die Zuflucht wird angegriffen!, meldete die lokale Verteidigung. Sofort ließ Moribabro Leder Leder sein und setzte zu einem Sprint in Richtung Zugang an. Nach wenigen Sekunden sah sie, wie ein Trollschamane sich, angeschlagen offenbar von den ihn verfolgenden Wächtern, in ihre Richtung flüchtete. Bevor er noch wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihm einen ersten Schlag versetzt, haute ihm mit dem zweiten Schlag die Rüstung weg und die heranhetzenden Wachen erledigten den Rest. Zwei zu spät eintreffende Paladine auf ihren imposanten Schlachtrössern applaudierten und lachten, als sie sich spöttisch vor ihnen verbeugte. Allen war natürlich klar, dass ihr Beitrag zur Ausschaltung des Trolls eher dekorativer Natur gewesen war und er wohl auch ohne ihr Eingreifen jetzt dort tot herum liegen würde. Aber man freut sich ja auch über die kleinen Dinge im Leben. Dann ging sie zurück zu ihrer eigentlichen Arbeit. Viele Hunde sind des Hasen Tod. Sehr bedauerlich, dass es bisher niemandem gelungen war, einem toten Troll das Fell abzuziehen. Daraus könnte man bestimmt etwas ganz Besonderes anfertigen.


    ***

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • Berufsausübung rulz.. ^^

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    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • .. ja. nur wenn ich einen nach offizieller Ansicht "korrekten" Satz-/Absatzbau verwende, zwingt mir das nicht selten
    inhaltliche Änderungen auf,
    verschiebt Nuancen des Ausdrucks sowohl gegen meine Absicht als auch
    unpassend innerhalb des Textes und macht (wie auch die Rechtschreibeform insgesamt) die deutscne Sprache
    ausdrucksärmer.


    Es ist unsinnig, dass ich jetzt beispielsweise in der Schreibweise nicht mehr unterscheiden darf zwischen
    "zusammen laufen" und "zusammenlaufen"
    ... aber über diese Bankrotterklärung vor den Dummen im Lande rege ich mich fast täglich erneut auf..(erneut, nicht neu!^^)


    Oder das neue "aufwändig" - so ein Quatsch! Aufwendig kommt vom "Wenden", kommt von "umdrehen" zum Beispiel eines Kleidungsstückes, dessen Inneres nach Außen gewendet wird, um doch noch eine gewisse Zeit benutzbar zu sein.


    (Das lohnt sich bei dem heutigen Kaufhausmüll natürlich nicht mehr)


    Mit einer Wand hat das nichts zu tun, wie jetzt "aufwÄndig" suggeriert.


    .. in diesem Sinne..


    :zahn: :wein: :zweifeln: :irre:

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • In der nächsten Folge erfahren Sie, daß Geheimnisse nicht unbedingt geheim sind, Biber nicht nur Dämme bauen und das Paladine durchaus einmal völlig ausrasten können... :D



    (Samstag, habe heute Diskette vergessen, an meinem "zwangsabstinenten WoW-Wartungsfreitagvormittag") ;( :wink2: :wink2: X(

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • Hmm, den Doppelpost verzeihe ich dir ( das ist das Alter ) und
    wegen Game(R)ST brauchts du dir nicht noch mehr graue Haare wachsen lassen :D er wird dir nicht mehr antworten :baby:


    Gruß


    Old Masanari

  • 3. Die Wälder der Elfen


    „Einverstanden.“ Bei Dellin wusste man nie genau, ob er nun begeistert, gelangweilt oder genervt war. Aber Moriabro hatte bald erkannt, dass es sich bei dieser Grundhaltung um eine persönliche Eigenart Dellins handelte und nicht etwa um etwas, was allen Paladinen eigen war. „Bevor ich dann doch von einem Ende der Welt zum anderen fliegen muss, komme ich lieber gleich mit.“


    Sie kannte Paladine, die an und für sich nur rüde Rabauken und Schläger waren, denen es auf irgend eine Weise gelungen war, sich als Paladine aufnehmen zu lassen. Deren Egoismus, Raffgier und großspuriges Gehabe wurde lediglich dadurch kaschiert, dass der gute Ruf „echter“ Paladine von Unwissenden auf sie übertragen wurde. Waren diese dann einmal darauf angewiesen, sich länger in solcher Gesellschaft zu befinden, begannen auch unbedarftere Gemüter zu überlegen, ob sie nicht alleine besser zu Rande kommen würden. Aber die Macht, die allen Paladinen zu eigen war, ließ sich nur schwer ersetzen und so wurde vorübergehend in manch sauren Apfel gebissen.


    Moriabro hatte Dellin von Miroshivas Abschiedsbrief berichtet, soweit zumindest, wie er davon wissen musste. Auch er war danach zu der Ansicht gekommen, dass sie sich diese Elfin einmal aus der Nähe betrachten sollten. Obwohl „Zornbiber“ sich nicht gerade nach Selbstbeherrschung anhörte, von der ein echter Paladin sehr viel hielt. Andererseits war Zorn eine typische Eigenschaft aller Druiden und durchaus geeignet, allen Arten von Gegnern ernsthafte Probleme zu bereiten. Interessant konnte es somit durchaus werden. Und auch die Reise selbst versprach den einen oder anderen Höhepunkt, vor allem aus finanzieller Sicht.


    Beide, Dellin und Moriabro, hatten sich schon vor einiger Zeit ein paar Aufträge geangelt, die sie bei dieser Gelegenheit zu erfüllen gedachten, um wenigstens einen Teil der Reisekosten wieder herein zu bekommen. Es gab immer ein paar versprengte Elfen, die sich hier im menschlichen, zwergischen oder gar gnomischen Allianzgebiet angesiedelt hatten und versuchten, von hier aus ihren Artgenossen auf Kalimdor zu helfen. Allerdings hatte sie immer den Eindruck, die Elfen würden Menschen nicht wirklich ernst nehmen. Vielleicht lag das daran, dass Elfen locker tausend Jahre und noch älter wurden, während für Menschen alles so nach achtzig bis hundert Jahren vorüber war. Ganz egal, wie man es auch drehte und wendete – danach war es für Menschen ganz einfach vorbei. Bestenfalls blieben sie eine nach und nach verblassende Erinnerung im Gedächtnis jener, denen sie irgendwann einmal begegnet waren.


    „Habe ich dir überhaupt schon mein neues Schwert gezeigt?“ Einerseits war Dellin nicht jemand, der sich durch Angeberei ein schwaches Selbstbewusstsein aufbessern musste. Andererseits wollte jeder gerne bewundert oder gar beneidet werden. Wenigstens ein wenig. Und Dellin wusste, dass Moriabro als verständige Expertin für Waffen aller Art durchaus bereit war, bei solchen Gelegenheiten nicht mit ehrlich empfundenen Lob zu geizen. Allerdings hatte sie auch keine Scheu davor, eine wunderschöne, jedoch überschätzte Waffe und deren Besitzer mit Häme und beißendem Spott zu überziehen. Dies galt besonders für die rot oder blau oder sonst wie leuchtenden Waffen profilierungssüchtiger Waffenbesitzer. Ebenso, wie sie sich selbst auch eine Pappnase aufsetzen würde, wenn sie sich davon einen auch nur geringen Vorteil verspräche, machte sie Besitzer solcher Dekorationswaffen gnadenlos lächerlich, wenn diese ihr auch nur die geringste Chance dazu gaben.


    „Nein, lass mal sehen.“ Neugierig nahm sie Dellins neues Schwert entgegen. Holla Specht! Schon die Art, wie sich der Griff in ihre Hand zu schmiegen schien, deutete darauf hin, dass ihr Bruder im Geiste hier wohl einen besonders guten Griff getan hatte. Sie schwang das Zweihandschwert zunächst prüfend hin und her. Fast schien es ihr, als würde es die Richtung voraus ahnen, den sie ihm gab.


    „Wo hast du das denn her? Das ist ja richtig gut.“


    Betont lässig antwortete Dellin. „Selbst gemacht.“


    Moriabro hielt inne und sah ihn misstrauisch an. „Du machst solche Schwerter selbst?“ Innerlich griente sie, als sie bemerkte, wie Dellin vor Stolz nun doch die Röte ins Gesicht schoss.


    „Jo.“, antwortete er knapp.


    Dann musste er in letzter Zeit wohl sehr viel fleißiger geschmiedet haben, als sie mitbekommen hatte. „Dann wirst du bald wohl keinen Schmiedeexperten mehr finden, der dir noch etwas beibringen kann, oder?“, fragte sie, während sie einen Wollfaden auf die Schneide segeln ließ, der sich ohne Verzögerung zerteilte. Sauscharf offenbar, dieses Schwert.


    „Gibt schon keinen mehr.“ Understatement in Ehren, aber manchmal ging es ihr auf den Senkel, dass er seine Taschen voller Arkanit hatte und lange so tat, als wäre das alles nur rauer Stein.


    „Na ja, einen Fehler hat das Schwert allerdings.“, meinte Moriabro als kleine Strafe und gab es ihm zurück. Mit Vergnügen sah sie, dass Dellin blitzartig zu seiner normalen Gesichtsfarbe zurückkehrte und mit irritiertem Blick sein Prachtschwert besah. Dann tat ihr die Bemerkung ein wenig leid und sie beeilte sich, zu erklären: „Der Fehler ist, dass ich es nicht benutzen kann.“


    „Du brauchst kein Schwert, du spuckst dem Gegner ja lieber Gift ins Auge oder hämmerst ihm einen Dolch in den Aarsch.“, konterte Dellin, nun doch wieder entspannter. Also keine ernsthafte Kritik an seinem Meisterwerk, sondern nur boshaft vorgetragene Bewunderung einer bissigen Schurkin. Damit hatte er zu leben gelernt. Und er hatte zudem recht mit seiner Aussage.


    Als Schurkin konnte Moriabro zwar kleine Kurzschwerter und Kolben oder sogar Armbrüste benutzen. Aber wirklich kämpfen, dass machte man als Schurkin mit Dolchen. Alles anderes erschien ihr doch eher tuntig. Und gar Zweihandschwerter! Wie sollte man damit heimlich im Dunkel der Nacht hantieren? Nein, nein! Das war eine Waffe für Leute, denen es egal war, wie viel Lärm und Gestank sie verbreiteten. Nichts für eine sensible Schurkin, die längst über alle Berge war, bevor ein Gegner überhaupt merkte, dass er tot war. Einige ihrer männlichen Berufskollegen allerdings schworen auf Kolben oder Kurzschwert und machten damit auch zunehmend richtig Ramba-Zamba in den gegnerischen Reihen. Doch ihre eigene Vorgehensweise war die der unauffälligen, der heimlichen Aktion. Gut war sie in ihren Augen dann, wenn anschließend niemand so recht sagen konnte, was eigentlich passiert war.


    „Dann können wir also los?“, brachte Moriabro ihre Situation wieder in den Mittelpunkt ihrer beider Aufmerksamkeit. „Ja.“, antwortete Dellin, sofort wieder völlig bei der Sache. Gemeinsam liefen sie also zum Greifenhort und flogen wenige Augenblicke später dicht hintereinander in Richtung Ironforce und von dort weiter nach Menethil.


    Hier stiegen sie zunächst ab und begaben sich ins nordöstliche Sumpfland. Zufällig hatten sie beide einen Auftrag in Zusammenhang mit einer größeren Ausgrabung in den Bergen zu erledigen. Während Moriabro den Job übernommen hatte, dem Ausgrabungsleiter vier Artefakte zu besorgen, an die er wegen der in den Gruben wimmelnden Raptoren nicht mehr heran kam, hatte Dellin die Aufgabe einer Gnomin namens Mellin übernommen, eben diese Raptoren und vor allem deren Obersaurier auszuschalten.


    Sie waren noch nicht lange unterwegs, da hetzte ihnen mit letzter Kraft ein gnomischer Magier entgegen, dicht gefolgt von drei ziemlich schlecht gelaunten Ogerbanditen. Vermutlich hatte der Kleine sich im Tal geirrt und war unabsichtlich allein in die Versammlung dieser miesen Knülche geraten. Moriabro und Dellin ließen den Gnom zwischen sich hindurch laufen und dann knallten sie den heranjagenden Verfolgern dermaßen etwas auf die Lederhaut, dass sich zwei sofort in eine hoffentlich bessere Welt verabschiedeten, während der dritte der Bande dadurch Realismus bewies, dass er schnell in Richtung seines Tales flüchtete.


    Als sie sich umdrehten, saß der Gnommagier japsend hinter ihnen auf dem Boden, aß und trank in aller Eile, um wieder zu Kräften zu kommen und unterbrach diese Beschäftigung nur kurz, um ein keuchendes „Danke! Vielen Dank auch Euch beiden! Das war knapp!“


    „Was wolltet Ihr dort, wenn Ihr die Frage gestattet?“ Dellin war stets höflich und hatte sich beeilt, seiner Begleiterin zuvor zu kommen, die das Gespräch wahrscheinlich eher mit einem „Bist du völlig bekloppt, da allein rein zu gehen?“ oder „Kann man das lernen oder bist du von Natur aus so bescheuert?“ begonnen hätte. Manche Leute reagierten auf derartige Ansprachen dann doch eher unwirsch.


    „Falsches Tal, ich wollte zu den Artefakten und als ich meinen Fehler bemerkte, war es schon zu spät.“ Langsam kam der kleine Magier wieder zu Atem. Dann stand er auf, verstaute seine Vorräte wieder in den Taschen und verbeugte sich artig vor seinen Rettern. „Mein Name ist Menguel. Darf ich erfahren, wer mich gerettet hat und welchen Umständen ich es verdanke, Euch hier zu begegnen?“


    Oh! Ein gnomischer Magier von guter Erziehung. Das war recht selten und sollte gebührend berücksichtigt werden. Nicht dass in Moriabro ein Sinneswandel stattgefunden hätte. Aber die Dankbarkeit eines vielleicht guten Magiers konnte in den heutigen Zeiten gar nicht hoch genug geschätzt werden!


    Zu seiner Verblüffung hörte Dellin sie säuseln: „Es war uns eine Ehre, Euch ein wenig behilflich sein zu dürfen, Menguel. Wir sind Reisende auf dem Weg weit in den Westen und versuchen, unterwegs die eine oder andere Aufgabe zu lösen, um ein wenig hinzu zu verdienen.“ Sie sah den kleinen Magier an und setzte hinzu. „Falls wir Euch bei einem Vorhaben unterstützen können, sagt es nur frei heraus. Wir würden es uns zur Ehre anrechnen, nicht war Dellin? Mein Name ist Moriabro aus Stormwind.“


    Einen Moment schien der Magier zu zögern. Dann blickte er die beiden listig an und entgegnete: „Seid bedankt für Euer großherziges Angebot, Dellin und Moriabro aus Stormwind. Auch wenn ich es ablehnen muss. Ich habe mich nur zum Zeitvertreib wieder ein wenig in magischer Kampfkunst üben wollen. Mit mäßigem Erfolg, wie ich zugeben muss.“ Jetzt sah er ziemlich verdrießlich aus. „Ich erlaube mir daher, mich auf der Stelle wieder in friedlichere Gefilde zurück zu ziehen.“ Er begann unvermittelt, einen Beförderungszauber zu wirken und noch bevor er mit einem Aufblitzen verschwand, rief er mit heller, kichernder Stimme: „Sprecht sie nicht an, bevor sie den roten Kristall zerstört hat! Habt Ihr verstanden? Sprecht sie nicht vorher an, um der Götter willen!“ Dann war er von einem Augenblick auf den anderen fort und mit einem Knall füllte sich das hinterlassene Vakuum wieder mit Luft.


    Dellin und Moriabro sahen sich einen Augenblick schweigend an. Soviel also zu ihrem geheim gehaltenen Vorhaben. „Wie zum Geier der brennenden Steppe kann der Kurze davon erfahren haben?“ Dellin zuckte schweigend mit den breiten Schultern. „Er ist Magier, oder?“ fragte er dann. „Vielleicht kann er Gedanken lesen oder so?“ Moriabro winkte ab. „Magier, pah! Man könnte ihnen Strapse anziehen, bevor sie ihre Zauber endlich in Bewegung bekommen.“
    Dann fügte sie hinzu: „Allerdings sind sie verdammt schlau.“


    Dann kam ihr Pragmatismus wieder zum Vorschein. „Also los, machen wir unseren Job und dann weiter. Diese Elfe macht mich immer neugieriger.“ Beide setzten sich wieder in Bewegung, Moriabro sammelte unterwegs noch die Häute von ein paar vorwitzigen Krokolisken ein und dann betraten sie das Tal zur Ausgrabungsstätte.


    Im Vergleich zu den zuletzt gejagten Exemplaren schienen die hiesigen Raptoren fast pflegeleicht und so konnte sie beide ihre Aufgabe in kurzer Zeit abschließen. Sie strichen ihre Belohnungen ein und setzten ihre Reise fort. Ihr nächstes Ziel war "Die Zuflucht", eine entlegene Aussenstelle der Allianz.


    Dellin hatte zugesagt, einigen hochrangigen Kämpfern der Allianz bei einem Problem mit den immer wieder vorkommenden Hordeangriffen behilflich zu sein. Da traf es sich gut, dass die Umgebung der Zuflucht schon länger zu Moriabros bevorzugtem Jagtgebiet gehörte.


    ***

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • 3. Die Wälder der Elfen


    „Einverstanden.“ Bei Dellin wusste man nie genau, ob er nun begeistert, gelangweilt oder genervt war. Aber Moriabro hatte bald erkannt, dass es sich bei dieser Grundhaltung um eine persönliche Eigenart Dellins handelte und nicht etwa um etwas, was allen Paladinen eigen war. „Bevor ich dann doch von einem Ende der Welt zum anderen fliegen muss, komme ich lieber gleich mit.“


    Sie kannte Paladine, die an und für sich nur rüde Rabauken und Schläger waren, denen es auf irgend eine Weise gelungen war, sich als Paladine aufnehmen zu lassen. Deren Egoismus, Raffgier und großspuriges Gehabe wurde lediglich dadurch kaschiert, dass der gute Ruf „echter“ Paladine von Unwissenden auf sie übertragen wurde. Waren diese dann einmal darauf angewiesen, sich länger in solcher Gesellschaft zu befinden, begannen auch unbedarftere Gemüter zu überlegen, ob sie nicht alleine besser zu Rande kommen würden. Aber die Macht, die allen Paladinen zu eigen war, ließ sich nur schwer ersetzen und so wurde vorübergehend in manch sauren Apfel gebissen.


    Moriabro hatte Dellin von Miroshivas Abschiedsbrief berichtet, soweit zumindest, wie er davon wissen musste. Auch er war danach zu der Ansicht gekommen, dass sie sich diese Elfin einmal aus der Nähe betrachten sollten. Obwohl „Zornbiber“ sich nicht gerade nach Selbstbeherrschung anhörte, von der ein echter Paladin sehr viel hielt. Andererseits war Zorn eine typische Eigenschaft aller Druiden und durchaus geeignet, allen Arten von Gegnern ernsthafte Probleme zu bereiten. Interessant konnte es somit durchaus werden. Und auch die Reise selbst versprach den einen oder anderen Höhepunkt, vor allem aus finanzieller Sicht.


    Beide, Dellin und Moriabro, hatten sich schon vor einiger Zeit ein paar Aufträge geangelt, die sie bei dieser Gelegenheit zu erfüllen gedachten, um wenigstens einen Teil der Reisekosten wieder herein zu bekommen. Es gab immer ein paar versprengte Elfen, die sich hier im menschlichen, zwergischen oder gar gnomischen Allianzgebiet angesiedelt hatten und versuchten, von hier aus ihren Artgenossen auf Kalimdor zu helfen. Allerdings hatte sie immer den Eindruck, die Elfen würden Menschen nicht wirklich ernst nehmen. Vielleicht lag das daran, dass Elfen locker tausend Jahre und noch älter wurden, während für Menschen alles so nach achtzig bis hundert Jahren vorüber war. Ganz egal, wie man es auch drehte und wendete – danach war es für Menschen ganz einfach vorbei. Bestenfalls blieben sie eine nach und nach verblassende Erinnerung im Gedächtnis jener, denen sie irgendwann einmal begegnet waren.


    „Habe ich dir überhaupt schon mein neues Schwert gezeigt?“ Einerseits war Dellin nicht jemand, der sich durch Angeberei ein schwaches Selbstbewusstsein aufbessern musste. Andererseits wollte jeder gerne bewundert oder gar beneidet werden. Wenigstens ein wenig. Und Dellin wusste, dass Moriabro als verständige Expertin für Waffen aller Art durchaus bereit war, bei solchen Gelegenheiten nicht mit ehrlich empfundenen Lob zu geizen. Allerdings hatte sie auch keine Scheu davor, eine wunderschöne, jedoch überschätzte Waffe und deren Besitzer mit Häme und beißendem Spott zu überziehen. Dies galt besonders für die rot oder blau oder sonst wie leuchtenden Waffen profilierungssüchtiger Waffenbesitzer. Ebenso, wie sie sich selbst auch eine Pappnase aufsetzen würde, wenn sie sich davon einen auch nur geringen Vorteil verspräche, machte sie Besitzer solcher Dekorationswaffen gnadenlos lächerlich, wenn diese ihr auch nur die geringste Chance dazu gaben.


    „Nein, lass mal sehen.“ Neugierig nahm sie Dellins neues Schwert entgegen. Holla Specht! Schon die Art, wie sich der Griff in ihre Hand zu schmiegen schien, deutete darauf hin, dass ihr Bruder im Geiste hier wohl einen besonders guten Griff getan hatte. Sie schwang das Zweihandschwert zunächst prüfend hin und her. Fast schien es ihr, als würde es die Richtung voraus ahnen, den sie ihm gab.


    „Wo hast du das denn her? Das ist ja richtig gut.“


    Betont lässig antwortete Dellin. „Selbst gemacht.“


    Moriabro hielt inne und sah ihn misstrauisch an. „Du machst solche Schwerter selbst?“ Innerlich griente sie, als sie bemerkte, wie Dellin vor Stolz nun doch die Röte ins Gesicht schoss.


    „Jo.“, antwortete er knapp.


    Dann musste er in letzter Zeit wohl sehr viel fleißiger geschmiedet haben, als sie mitbekommen hatte. „Dann wirst du bald wohl keinen Schmiedeexperten mehr finden, der dir noch etwas beibringen kann, oder?“, fragte sie, während sie einen Wollfaden auf die Schneide segeln ließ, der sich ohne Verzögerung zerteilte. Sauscharf offenbar, dieses Schwert.


    „Gibt schon keinen mehr.“ Understatement in Ehren, aber manchmal ging es ihr auf den Senkel, dass er seine Taschen voller Arkanit hatte und lange so tat, als wäre das alles nur rauer Stein.


    „Na ja, einen Fehler hat das Schwert allerdings.“, meinte Moriabro als kleine Strafe und gab es ihm zurück. Mit Vergnügen sah sie, dass Dellin blitzartig zu seiner normalen Gesichtsfarbe zurückkehrte und mit irritiertem Blick sein Prachtschwert besah. Dann tat ihr die Bemerkung ein wenig leid und sie beeilte sich, zu erklären: „Der Fehler ist, dass ich es nicht benutzen kann.“


    „Du brauchst kein Schwert, du spuckst dem Gegner ja lieber Gift ins Auge oder hämmerst ihm einen Dolch in den Aarsch.“, konterte Dellin, nun doch wieder entspannter. Also keine ernsthafte Kritik an seinem Meisterwerk, sondern nur boshaft vorgetragene Bewunderung einer bissigen Schurkin. Damit hatte er zu leben gelernt. Und er hatte zudem recht mit seiner Aussage.


    Als Schurkin konnte Moriabro zwar kleine Kurzschwerter und Kolben oder sogar Armbrüste benutzen. Aber wirklich kämpfen, dass machte man als Schurkin mit Dolchen. Alles anderes erschien ihr doch eher tuntig. Und gar Zweihandschwerter! Wie sollte man damit heimlich im Dunkel der Nacht hantieren? Nein, nein! Das war eine Waffe für Leute, denen es egal war, wie viel Lärm und Gestank sie verbreiteten. Nichts für eine sensible Schurkin, die längst über alle Berge war, bevor ein Gegner überhaupt merkte, dass er tot war. Einige ihrer männlichen Berufskollegen allerdings schworen auf Kolben oder Kurzschwert und machten damit auch zunehmend richtig Ramba-Zamba in den gegnerischen Reihen. Doch ihre eigene Vorgehensweise war die der unauffälligen, der heimlichen Aktion. Gut war sie in ihren Augen dann, wenn anschließend niemand so recht sagen konnte, was eigentlich passiert war.


    „Dann können wir also los?“, brachte Moriabro ihre Situation wieder in den Mittelpunkt ihrer beider Aufmerksamkeit. „Ja.“, antwortete Dellin, sofort wieder völlig bei der Sache. Gemeinsam liefen sie also zum Greifenhort und flogen wenige Augenblicke später dicht hintereinander in Richtung Ironforce und von dort weiter nach Menethil.


    Hier stiegen sie zunächst ab und begaben sich ins nordöstliche Sumpfland. Zufällig hatten sie beide einen Auftrag in Zusammenhang mit einer größeren Ausgrabung in den Bergen zu erledigen. Während Moriabro den Job übernommen hatte, dem Ausgrabungsleiter vier Artefakte zu besorgen, an die er wegen der in den Gruben wimmelnden Raptoren nicht mehr heran kam, hatte Dellin die Aufgabe einer Gnomin namens Mellin übernommen, eben diese Raptoren und vor allem deren Obersaurier auszuschalten.


    Sie waren noch nicht lange unterwegs, da hetzte ihnen mit letzter Kraft ein gnomischer Magier entgegen, dicht gefolgt von drei ziemlich schlecht gelaunten Ogerbanditen. Vermutlich hatte der Kleine sich im Tal geirrt und war unabsichtlich allein in die Versammlung dieser miesen Knülche geraten. Moriabro und Dellin ließen den Gnom zwischen sich hindurch laufen und dann knallten sie den heranjagenden Verfolgern dermaßen etwas auf die Lederhaut, dass sich zwei sofort in eine hoffentlich bessere Welt verabschiedeten, während der dritte der Bande dadurch Realismus bewies, dass er schnell in Richtung seines Tales flüchtete.


    Als sie sich umdrehten, saß der Gnommagier japsend hinter ihnen auf dem Boden, aß und trank in aller Eile, um wieder zu Kräften zu kommen und unterbrach diese Beschäftigung nur kurz, um ein keuchendes „Danke! Vielen Dank auch Euch beiden! Das war knapp!“


    „Was wolltet Ihr dort, wenn Ihr die Frage gestattet?“ Dellin war stets höflich und hatte sich beeilt, seiner Begleiterin zuvor zu kommen, die das Gespräch wahrscheinlich eher mit einem „Bist du völlig bekloppt, da allein rein zu gehen?“ oder „Kann man das lernen oder bist du von Natur aus so bescheuert?“ begonnen hätte. Manche Leute reagierten auf derartige Ansprachen dann doch eher unwirsch.


    „Falsches Tal, ich wollte zu den Artefakten und als ich meinen Fehler bemerkte, war es schon zu spät.“ Langsam kam der kleine Magier wieder zu Atem. Dann stand er auf, verstaute seine Vorräte wieder in den Taschen und verbeugte sich artig vor seinen Rettern. „Mein Name ist Menguel. Darf ich erfahren, wer mich gerettet hat und welchen Umständen ich es verdanke, Euch hier zu begegnen?“


    Oh! Ein gnomischer Magier von guter Erziehung. Das war recht selten und sollte gebührend berücksichtigt werden. Nicht dass in Moriabro ein Sinneswandel stattgefunden hätte. Aber die Dankbarkeit eines vielleicht guten Magiers konnte in den heutigen Zeiten gar nicht hoch genug geschätzt werden!


    Zu seiner Verblüffung hörte Dellin sie säuseln: „Es war uns eine Ehre, Euch ein wenig behilflich sein zu dürfen, Menguel. Wir sind Reisende auf dem Weg weit in den Westen und versuchen, unterwegs die eine oder andere Aufgabe zu lösen, um ein wenig hinzu zu verdienen.“ Sie sah den kleinen Magier an und setzte hinzu. „Falls wir Euch bei einem Vorhaben unterstützen können, sagt es nur frei heraus. Wir würden es uns zur Ehre anrechnen, nicht war Dellin? Mein Name ist Moriabro aus Stormwind.“


    Einen Moment schien der Magier zu zögern. Dann blickte er die beiden listig an und entgegnete: „Seid bedankt für Euer großherziges Angebot, Dellin und Moriabro aus Stormwind. Auch wenn ich es ablehnen muss. Ich habe mich nur zum Zeitvertreib wieder ein wenig in magischer Kampfkunst üben wollen. Mit mäßigem Erfolg, wie ich zugeben muss.“ Jetzt sah er ziemlich verdrießlich aus. „Ich erlaube mir daher, mich auf der Stelle wieder in friedlichere Gefilde zurück zu ziehen.“ Er begann unvermittelt, einen Beförderungszauber zu wirken und noch bevor er mit einem Aufblitzen verschwand, rief er mit heller, kichernder Stimme: „Sprecht sie nicht an, bevor sie den roten Kristall zerstört hat! Habt Ihr verstanden? Sprecht sie nicht vorher an, um der Götter willen!“ Dann war er von einem Augenblick auf den anderen fort und mit einem Knall füllte sich das hinterlassene Vakuum wieder mit Luft.


    Dellin und Moriabro sahen sich einen Augenblick schweigend an. Soviel also zu ihrem geheim gehaltenen Vorhaben. „Wie zum Geier der brennenden Steppe kann der Kurze davon erfahren haben?“ Dellin zuckte schweigend mit den breiten Schultern. „Er ist Magier, oder?“ fragte er dann. „Vielleicht kann er Gedanken lesen oder so?“ Moriabro winkte ab. „Magier, pah! Man könnte ihnen Strapse anziehen, bevor sie ihre Zauber endlich in Bewegung bekommen.“
    Dann fügte sie hinzu: „Allerdings sind sie verdammt schlau.“


    Dann kam ihr Pragmatismus wieder zum Vorschein. „Also los, machen wir unseren Job und dann weiter. Diese Elfe macht mich immer neugieriger.“ Beide setzten sich wieder in Bewegung, Moriabro sammelte unterwegs noch die Häute von ein paar vorwitzigen Krokolisken ein und dann betraten sie das Tal zur Ausgrabungsstätte.


    Im Vergleich zu den zuletzt gejagten Exemplaren schienen die hiesigen Raptoren fast pflegeleicht und so konnte sie beide ihre Aufgabe in kurzer Zeit abschließen. Sie stricken ihre Belohnung ein und machten sich sofort auf den Weg zurück nach Menethil und von dort mit dem Schiff nach Auberdine. Durch das rote Portal der Elfen gelangten sie nach Darnassus.


    „Du könntest dein Defiastuch hier ruhig abnehmen so lange.“, schlug Dellin halblaut vor, als die Leute auf den Waldwegen immer wieder zu ihnen hinübe sahen. Nicht nur, das Paladine und menschliche Schurken hierorts nicht allzu häufig waren. Sich mit dem unter Schurken aus nostalgischen Gründen beliebten roten Tuch vor dem Gesicht machte sie sicherlich keinen guten Eindruck auf die ohnehin reservierten, wenn auch freundlichen Elfen.


    Moriabro setzte schon zu einer weitschweifigen Erklärung an, als sie es sich anders überlegte und das Gesichtstuch kurzerhand in einer ihrer Taschen verstaute.


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    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • .. und hier das Madfred-orientierte Doppelposting um ihm Gelegenheit zu geben Aufmerksamkeit und Wichtigkeit seiner administrativen und amtlichen Tätigkeiten zu beweisen... :kiss: :D

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*