Schattenjäger (1,2,3...)

  • Prolog


    Zu jener Zeit, die jetzt so lange zurück liegt, dass sie nicht einmal mehr in Legenden und Sagen eine Erinnerung hinterlassen hat, gelang es auf einem Planeten nahe des galaktischen Zentrums, einen technischen Weg zu finden, die natürliche Zeitbarriere zu durchbrechen.


    In völliger Unkenntnis über die tatsächliche Beschaffenheit von Zeit, verhaftet der archaischen Idee, Zeit würde, ähnlich wie ein Fluss, sequentiell verlaufen und sie wären die einzig intelligente Spezies im gesamten Universum, begannen die dortigen Forscher damit, Exkursionen in "ihre" Vergangenheit zu unternehmen. Bereits diese ersten vorsichtigen Schritte führten zu temporalen Verwerfungen und abrupten Verlaufsänderungen, die sich nicht nur in unmittelbarem Bezug zu den Forschern und ihrer Welt auswirkten.


    Zurückgekehrt, stellten diese Unglücklichen fest, dass sich in ihrer Welt durch zeitfremde Einflüsse Dinge verändert hatten. Nach eingehender Beratung entschloss man sich dann, in die Vergangenheit zurück zu kehren und die unerwünschten Verläufe durch gezielte Manipulationen zu korrigieren. Die Auswirkungen dieser ungeschickten Einflussnahmen waren, für sie selbst nicht bemerkbar, in weiten Bereichen des Universums katastrophal.


    Vom Volk der Seidendenker existieren heute nur noch Fragmente ihrer wunderbaren Epen und Gedichte. Die mehrdimensionalen Abbildungen der Luminier können nur noch mit hohem technischen Aufwand erkannt und erhalten werden. Als eine Delegation der Antanen mit einem Vegetationsschiff der mit ihnen befreundeten Symnat auf ihre Spezialistenwelt zurückkehrte, fanden sie nicht nur alle Planeten ihres Systems entvölkert vor. Auch alle Geräte, Maschinen, Bauwerke und sonstige Gerätschaften, die auf antanischer Technologie beruhten, waren unbrauchbar. Jedes antanische Bauteil war entweder zu feinem weißem Staub zerfallen oder einfach verschwunden. Globale Umweltkatastrophen, ausgelöst durch Fehlsteuerung der Klimarechner, Explosionen, geborstene Staudämme und abstürzende Satelliten hatten aus einst blühenden Welten unwirtliche Welten gemacht, die nur noch wenigen Pflanzen und niederen Tieren ein kärgliches Überleben ermöglichten


    In den Galaxien starben Millionen intelligenter Wesen, als sich die mit molekularverdichtetem antanischem Metall verstärkten Schotte und Außenwände ihrer Raumschiffe auflösten. Kranke und Verletzte starben, weil während der Operationen Instrumente versagten, die antanische Technik in sich trugen. Die durch Ausfall antanischer Elemente fehlgesteuerten Abwehrforts der Vereinigten Welten vernichteten binnen weniger Momente alles, was in ihre Reichweite gelangte. Anschließend versetzten sie die Welten, zu deren Schutz sie eigentlich erbaut waren, in Kernbrände und aktivierten dann ihre Selbstzerstörungsautomatiken.


    In einer großen gemeinsamen Anstrengung gelang es der Vereinigung der Völker, den Ursprung der temporalen Deformation herauszufinden. Während des darauf folgenden großen Zeitenkrieges gelang es, die Temporaltechnologie und alle Völker und Planeten, die auch nur in den Verdacht geraten waren, über Temporaltechnologie zu verfügen oder an ihrer Entwicklung zu arbeiten, zu vernichten. Ihre Welten wurden verwüstet, ihre Sonnen zu Novae aufgeheizt und versucht, alle Spuren ihrer Existenz vernichtet.


    Die verzweifelten Versuche der wenigen Überlebenden, durch temporale Manipulationen den Exodus ihrer Welten zu verhindern oder wenigstens rückgängig zu machen, führten zu weiteren schwerwiegenden temporalen Verschiebungen.


    Gegen Ende des großen Zeitenkrieges wurde bekannt, dass vereinzelt Vertreter ganz unterschiedlicher Völker eine Fähigkeit zu entwickeln begannen, temporale Manipulationen ohne technische Mittel zu erkennen, sie gewissermaßen zu "sehen". In Klöstern, Instituten und anderen Einrichtungen konnten diese Begabungen untersucht und entwickelt werden. Man fand dabei heraus, dass es diesen Begabungen, sobald sie eine gewisse Sicherheit in der Wahrnehmung zeitlicher Unstimmigkeiten erlangten, auch möglich war, ohne technische Mittel von ihrem eigenen Zeitstrom in andere zu wechseln. In der ersten Panik, zusätzlich zu der Bedrohung durch die Temporaltechnologie jetzt vermeintlich eine neue Bedrohung zu erkennen, wurden viele dieser Begabungen erbarmungslos getötet.


    Erst Samta Naya, der Äbtin des Sonnenkloster auf Nurmi, gelang der Nachweis, dass es zu dieser Begabung gehörte, sich durch unterschiedliche Zeitströme zu bewegen und in den jeweiligen Zeiten aufzuhalten, OHNE destabilisierende Impulse auszulösen. Die Verfolgung der mit dieser Fähigkeit geborenen Personen wurde daraufhin relativ rasch eingestellt. Allerdings wirkte der Schock unter den temporal Begabten noch lange nach und es gelang nur schwer, sie dazu zu bewegen, sich zu erkennen zu geben.


    Angesichts dessen jedoch, dass es einzelnen Vertretern der Zeitverbrecher gelungen sein könnte, sich der Vernichtung ihrer Rasse durch Flucht in andere Zeitstränge zu entziehen und womöglich Temporaltechnologie zu retten oder doch Unterlagen darüber, die eine erneute Entwicklung derartiger Geräte möglich machen, entschlossen sich die Vereinigten Völker, aus der Not eine Tugend zu machen und schufen die "Schattengilde".


    Jeder, der diese temporale Begabung mitbrachte, hatte die Möglichkeit, sich um Aufnahme in einem Sonnenkloster oder aber an der Kriegsakademie von Halut zu bemühen. Jene, die nach Absolvierung einer Art "Grundausbildung" erkennen ließen, dass sie lediglich zur Wahrnehmung zeitlicher Manipulationen befähigt waren, konnten sich danach unbesorgt wieder ihrem bisherigen Leben zuwenden. Sie erhielten jedoch die strenge Auflage, sich regelmäßig zu "Nachuntersuchungen" einzufinden.


    Diejenigen jedoch, deren Begabung weit über diese Wahrnehmung hinaus ging, traten in die "Schattengilde" ein. Hierdurch erhielten sie nicht nur die Möglichkeit, sich vor immer noch vereinzelt vorkommenden Nachstellungen zu schützen. Sie absolvierten jetzt ein umfassendes Ausbildungs- und Trainingsprogramm und konnten innerhalb der Schattengilde und den angegliederten Einrichtungen einem Beruf nachgehen, der ihnen zusagte. Oder aber, und das war die Hoffnung der Initiatoren, sie entschlossen sich, regulär als "Schatten" tätig zu werden.


    Auch wenn noch nicht alle Geheimnisse, die mit dieser neuen Fähigkeit zusammen hingen, entdeckt waren, gab es doch ein paar Aspekte, die als sicher gelten durften.


    So war es nicht möglich, Materie durch die Zeitströme zu transportieren. Das betraf auch die Körper der so begabten Personen. Sobald ein "Schatten" seine eigene Zeit verließ, verfiel sein Körper in eine Starre und blieb leblos, unter Beibehaltung nur äußerst geringer Lebensfunktionen, einfach dort liegen, wo er sich gerade befand. Um den zurückbleibenden Körper bildete sich ein schützendes Stasisfeld, das weder durchbrochen noch durchleuchtet werden konnte. Man nahm an, dass sich die Körperhülle in eine Art minimales Zeitfeld hüllte, dass den Körper nur wenige Sekundenbruchteile in der Zukunft hielt und somit allen Einflüssen entzog.


    Ein zweiter Aspekt war, dass sich die so "reisenden" Personen in den jeweiligen Zeitstrom regelrecht "hinein gebären" mussten. Sie unterlagen vom ersten Augenblick an allen dort herrschenden Naturgesetzen und kamen zunächst ganz normal und unter den jeweiligen Bedingungen dort zur Welt. Danach durchliefen sie einerseits die der jeweiligen Spezies eigene körperliche, geistige und kulturelle Entwicklung. Der Unterschied zu den "eigentlichen" Vertretern der jeweiligen Art war nur der, dass sie sich im Rahmen der dortigen Bedingungen, sehr schnell entwickelten und über ausgezeichnete geistige und körperliche Gesundheit verfügten.


    Mit Erreichen der artspezifischen körperlichen Reife verfielen sie während einer der üblichen Ruheperioden in eine Art Tiefschlaf, in dem Erinnerungen aus ihrer eigenen Zeit komplettiert und in ihre jetzige Existenz integriert wurden. Erst dann konnten sie dazu übergehen, ihren Auftrag zu erfüllen. Ein gewaltsamer Tod beendete ihre "Reise" und brachte sie ebenso schnell zurück in ihren eigenen Körper, wie der bewusste Entschluss, zurück zu kehren. Alle Handlungen der "Schatten" waren in die regulären Handlungsstränge der jeweiligen Umgebung und Zeit integriert. Aufgrund ihrer Fähigkeit, temporale Manipulationen zu "sehen", war es ihnen relativ leicht möglich, zu handeln, ohne den natürlichen Verlauf zu verändern. Vor allem aber konnten sie auch geringste temporale Verfremdungen erkennen.


    Diese "Schatten" hatten die Aufgabe, nach möglicherweise noch lebenden Angehörigen der Zeitverbrecher zu suchen, sie aufzuspüren und evtl. vorhandene Temporaltechnologie zu vernichten. Die Zeitverbrecher selbst und ihre Familien wurden dann dort, wo sie sich aufhielten, isoliert und aller Möglichkeiten beraubt, jemals wieder temporale Technologie zu entwickeln – oder sie wurden, falls es keine andere sichere Methode ihrer Isolierung gab, getötet.


    Ich bin Shanta,
    Tamrätin der Schattengilde von Lorna


    Ich bin eine Jägerin.


    *

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • hui nice text mal gespannt auf der fortsetztung lange keine selbstverfassten geschichten mehr gelesen seit den die kocs net mehr da sind denke nur an tiuri :rolleyes:


    edit: wie kamst du eigentlich auf die idee sowas zu schreiben?
    bzw. vielleicht vertuh ich mich ja auch ist das selbstverfasst?

  • Ich gehe schon ziemlich lange mit dieser Idee "schwanger" und dachte, in unserer Gilde könnte ich mal etwas so nach und nach "unters Volk bringen" und Rückmeldungen/Reaktionen bekommen.


    alles Eigenproduktion - aber da es nur wenige deutschsprachige SF-Stories (nicht Fantasy !!) gibt, die ich nie gelesen habe, prägt das natürlich auch irgendwie.

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  • Schön geschrieben, konsequent durchdacht, echt klasse!! :ja::thumb:


    I can see what you see not
    Vision milky then eyes rot
    When you turn they will be gone
    Whispering their hidden song
    Then you see what cannot be
    Shadows move where light should be
    Out of darkness out of mind
    Cast down into the halls of blind

  • Dioham Naram Yiotir, einer der besten Mathematikstudenten seiner Zeit, saß fast regungslos vor seinen Unterlagen. Wieder und wieder hatte er seine Berechnungen überprüft. Ein neuer Tag würde bald anbrechen – und er fand und fand keinen Fehler! Aber es musste falsch sein! Vor einer Woche hatte er begonnen, auf der Grundlage der Einheitlichen Feldtheorie übungshalber ein mathematisches Problem zu lösen. Steven Hawking war es vor einigen Jahren, kurz vor seinem Tode, tatsächlich noch gelungen, die Formel für die Große Wechselwirkung zu finden. Damit hatte er sich den ersten Platz in der Reihe großer Wissenschaftler gesichert. Ein besseres Denkmal gab es nicht. Dioham war bis zuletzt Protegé von Hawking.


    Hawking letzter Wunsch war, dass sich bis zum Ende seiner Studien zwei Mentoren um Dioham kümmern sollten: die Mathematikerin Kim Chiong, Professorin für Humangenetik hier an der Delhi International University DIU und der kanadische Astrophysiker und Informatikprofessor Jonathan Delaware. Beide waren gern bereit, den letzten Wunsch ihres bewunderten Lehrer zu erfüllen. Und beide waren bereits nach wenigen Gesprächen mit Dioham höchst beeindruckt von der intuitiven Weitsicht ihres Schützlings, sofern es sich um mathematische Fragen handelte. Allerdings waren sie (und alle im gleichen Gebäude wohnenden Studenten) fast ebenso beeindruckt, als es Dioham bereits am zweiten Tag seines Aufenthaltes gelang, mit seiner Waschmaschine die unter ihm liegenden Räume zu fluten und die Stromversorgung des halben Campus für Stunden lahm zu legen! Damit hatten alle von seiner Existenz Kenntnis genommen.


    Die Anwendung von Hawkins Formel auf ein lediglich theoretisches Problem der Mathematik, bisher nie versucht, hatte jedoch in dieser Nacht zu einem verblüffenden und höchst praktischen Ergebnis geführt. Dioham atmete ein paar Mal tief durch. Dann stand er auf, verließ sein Studentenzimmer und lief quer über den noch im Dunkel liegenden Campus zur Unterkunft der Assistenten. Minuten später liefen alle drei in Diohams Studentenzimmer und arbeiteten sich ein paar Stunden durch Diohams nächtliche Berechnungen. Auch wenn ihnen die intuitive Genialität Diohams fehlte, waren sie doch in der Lage, seine Arbeitsergebnisse zu verstehen und logische oder "handwerkliche" Fehler aufzuspüren.


    Gegen Mittag platzten sie dann mit ihren Unterlagen ins Büro des Dekans. Die im Vorzimmer und den angrenzenden Räumen beschäftigten Studenten und Sekretärinnen vernahmen einen immer lauteren, erregteren Wortwechsel. Nach einer Stunde herrschte plötzlich absolute Ruhe. Dann ging es Schlag auf Schlag. Der Dekan verlangte Telefonverbindungen zum Ministerpräsidenten, zum Vorsitzenden der Vereinten Nationen und forderte im Schneeballsystem die fähigsten Wissenschaftler auf, sich unverzüglich auf den Weg nach Washington zu machen. Eine Stunde später kam ein Taxi und brachte Dioham und seine Mentoren zum Flughafen.


    *


    "Was zum Teufel geht da eigentlich vor!?" brüllte Poul l'Carte, Chefredakteur der Washington Post, die Teilnehmer der Redaktionssitzung an. "Wenn ich das wüsste, hätte ich längst Ihren Job und würde jetzt Sie anschreien!" keifte Simone Belltoast vom gegenüberliegenden Tischende zurück. "Wir kriegen einfach keine vernünftigen Informationen. Ob Informanten, geschmierte Regierungsleute, Bullen oder sonstige Zuträger – keiner weiß offenbar mehr, als in den Zeitungen steht." Zustimmendes Gemurmel ihrer Kollegen. "Meine Informanten" meldete sich der Redakteur der Innenpolitik zu Wort, "wissen entweder nichts oder spekulieren selber." Er schwieg ein paar Sekunden und fuhr fort: "Einige sind einfach verschwunden. Weg. Keiner hat eine Idee, wo sie sein könnten. Sie haben sich seit Tagen nicht einmal bei ihren Familien gemeldet." Wütend biss l'Carte in sein Frühstücksbrotchen und kaute grimmig vor sich hin. Es war zum aus der Haut fahren!


    Vor vier Tagen kamen erstmals Meldungen über ungewöhnliche Vorgänge bei den Vereinten Nationen herein. Eine Delegation von drei Wissenschaftlern der Delhi International University war im Hauptsitz der UN eingetroffen und waren sofort zum Generalsekretär vorgelassen worden. Nach Ende des Gesprächs erging an führende Wissenschaftler der ganzen Welt die Aufforderung, sich zu einer Konferenz im UN-Hauptquartier in Washington einzufinden, soweit sie nicht schon eingetroffen waren. Die Konferenz dauerte vierzehn Stunden und fand im Sicherheitstrakt des UN-Gebäudes statt. Nach Ende der Besprechungen führte der Generalsekretär Telefonate über verschlüsselte Leitungen mit den Regierungschefs der führenden Industrienationen, während die Konferenzteilnehmer an einen unbekannten Ort gebracht wurden. UN-Soldaten sorgten dafür, dass sie auf dem Weg zu den Hubschraubern mit niemandem Kontakt aufnahmen.


    Die Journalisten witterten natürlich eine große Story und machten sich an die Arbeit. Zu ihrer Überraschung liefen sie jedoch ständig gegen Mauern des Schweigens. Nichts sickerte durch, was der Grund für diese geheimnisvolle Aktivität der UN sein könnte. Es gab keine Kriege, die über das "normale Maß" hinaus gingen. Die mit der Terrorabwehr befassten Dienste hatten keine erhöhte Alarmbereitschaft. Naturkatastrophen oder Epidemien gab es zur Zeit ebenso wenig wie diplomatische Querelen, die zu eskalieren drohten.


    "Moment bitte." Frederik Melander, zuständig für das Ressort Außenpolitik, lauschte den Worten aus seinem Handy. Nach Ende des Gesprächs sah er in die Runde und sagte: "Es sieht so aus, als hätte man die Wissenschaftler auf den Weg nach Sibirien gebracht." Verblüfftes Schweigen. "Ein äußerst zuverlässiger Informant in der Europäischen Flugsicherung." "Wieso Sibirien? Was gibt es da, wofür man Wissenschaftler braucht?" fragte l'Carte. "Sie werden die doch nicht dort in den Knast stecken wollen." Die Blicke richteten sich auf die zierliche Monica McCallhwag, die Osteuropaspezialistin der Washington Post. "Was guckt ihr mich an? Ich bin auch keine Hellseherin!" Nachdenklich kaute sie auf einer Strähne ihrer langen weißblonden Haare herum. "Hmm. Doch. Da gibt es vielleicht etwas.", meinte sie zögernd. "Nun mach schon, Mac!" stöhnte David Northern von der "Klatschredaktion". Sie sah ihn an, wie man ein ekliges Insekt betrachten mochte und fuhr ruhig fort: "Wo kann man wirklich höchste Geheimhaltung garantieren? Dort, wo es keine hinderlichen Gesetze gibt und Leute, die Presse- und Informationsfreiheit einfordern! Der Russenbunker!"


    Nach Ende des Kalten Krieges wurden in Russland die nun großteils überflüssigen Waffen und militärischen Einrichtungen verkauft, zerstört und recycled oder ziviler Nutzung zugeführt. Eines der wenigen Prachtstücke realsozialistischer Wehrhaftigkeit war das sowjetische Gegenstück zum amerikanischen Nothern Command Bunker, der tief in die Felsen gebauten Kommandozentrale der USA für den Fall eines Nukleakrieges. Im Gegensatz zu den Eigenproduktionen der sowjetischen Militärmaschinerie hatte man bei Konstruktion und Fertigstellung dieser letzten Zuflucht der Führungselite alles beschafft und genutzt, was gut und teuer war. Heute diente diese hochmoderne unterirdische Stadt als Zentrum aller Aktivitäten, die vor unbefugten Augen verborgen bleiben sollten und wurde vom Nachfolger des KGB streng bewacht.


    "Könnte hinkommen." meinte Melander. "Also fassen wir kurz zusammen, was wir bisher haben." ergriff l'Carte wieder das Wort. "Erstens – Wissenschaftler einer der Top-Ten-Unis, beeilen sich, mit der UN zu sprechen. Zweitens – Der Generalsekretär bestellt alle möglichen Spitzenwissenschaftler nach Washington. Drittens – Er telefoniert auf sicheren Leitungen persönlich mit den Regierungschefs. Viertens – Informationsquellen sind stumm oder verschwunden. Fünftens – Die Wissenschaftler werden abgeschottet und nach Sibirien verfrachtet." Er machte eine längere Pause, blickte fragend in die Runde: "Was sagt uns das nun?" Allgemeines Schweigen. Er stand auf, ging an das große Fenster und blickte geistesabwesend über das Häusermeer. Ohne sich umzudrehen sagte er: "Das heißt nichts anderes, als dass vielleicht die ganze Menschheit tief in der Schei... sitzt, ohne bis jetzt etwas davon zu merken."

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
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  • nett geschrieben miro.... sollte mich auch mal an meine idee setzen... mir schwiirt so was auch dauernt im kopf rum... finde aber nie zeit anfagen zu schreiben.... naja ich fang gleich mal an.... *G*

  • "Wir werden sie zurückholen müssen.", seufzte Adelaine d'Argatan, Tamrätin von Lorna. Leicht fröstelnd zog sie den schillernden hauchdünnen Umhang enger an sich und ging langsam auf dem geschwungenen Weg von ihrem Privathaus hinunter in Richtung des großen Sees. Der durch die geschredderten Rinden- und Holzstückchen weiche Boden federte unter ihren Schritten. Die Abendsonne vergoldete die sorgfältig gepflegte Parkanlage. Ein großer Schwarm Enten kreiste über dem See und beschloss dann, in seiner Mitte die Nacht zu verbringen. Das Rauschen des Gefieders und des bei ihrer Landung aufschäumenden Wassers verschmolz mit den Geräuschen der Vögel und Kleintiere, die in der einsetzenden Dämmerung ihren jeweiligen Beschäftigungen nachgingen, zu einem friedlichen Hintergrundgeräusch. Links, auf einer kleinen Anhöhe, an der Adelaine vorüber ging, grüßten zwei Männer zu ihr herüber. Sie erwiderte den Gruß durch ein leichtes Nicken. "Es bleibt uns nichts anderes übrig." dachte sie weiter über ihr derzeitiges Problem nach. Sie war noch im Zweifel hinsichtlich des besten Vorgehens in dieser Angelegenheit.


    Am Ufer des Sees saß ein Pärchen auf einer der Bänke und wartete wahrscheinlich darauf, dass die Abendsonne zwischen den am jenseitigen Seeufer aufgetürmten Bergen unterging. Wenn man Glück hatte, brachen sich die letzten Sonnenstrahlen in den Eisfeldern der Hochlagen und eine Flut farbigen Lichts ergoss sich für ein paar Minuten durch die Schlucht über den ganzen See. Auch Adelaine wollte heute Abend das Schauspiel genießen. In den Unterkünften auf den Hügeln der Umgebung begann man, die Beleuchtung einzuschalten. Im Schatten der Berge herrschte bereits Dunkelheit. Weit zum Ende des Parks, in der Dämmerung nur noch zu ahnen, ging die gepflegte Landschaft mit ihren Hügeln, Blumenrabatten und Bauminseln, ihren kleinen Häusern und dem Wegenetz in unkultiviertes Busch- und Waldland über. Es war die friedlichste Zeit des Tages und genau das Richtige nach einem großen Arbeitspensum. Die Enten waren zur Ruhe gekommen, hatten ihr nach der Landung erhobenes Geschnatter eingestellt und die Köpfe unter die Flügel gesteckt.


    "Eine letzte Möglichkeit besteht ja noch." überlegte Adelaine weiter, während sie am Seeufer entlang auf eine freie Bank zuging. "Wir könnten mit dem ..." - Die Wucht des Schlages zertrümmerte ihr rechtes Schulterblatt, zerfetze Sehnen und Blutgefäße, wirbelte sie herum und ließ sie vornüber auf den Weg stürzen. Sie spürte keinerlei Schmerz. "So ist das also." dachte sie noch, kurz bevor sie ohnmächtig wurde und verwundert den Hirschkäfer ansah, der direkt vor ihrer Nase hastig wegkrabbelte. Dann wurde es dunkel für sie. Der Umhang der Magier von K'orla, ein Symbiont, hatte Hitze und Strahlung weitgehend abgefangen und dabei seine Lebenskraft verbraucht. Gegen die mechanische Wucht des Blasterstrahls war er jedoch machtlos. Er starb und rieselte als feine grünliche Asche zu Boden.


    Noch während das tiefe Grollen des Blasterschusses verhallte und verdrängte Luft in das entstandene Vakuum zurück heulte, begannen Alarmsirenen ihr durchdringendes Lärmen. Die Idylle des abendlichen Parks verwandelte sich in wenigen Sekunden in ein waffenstarrendes Hightechgebiet. Abwehrforts schossen aus dem Boden. Die Katastrophenautomatik hatte schon vor dem Schuss den beginnenden Aufbau eines Temporalfeldes geortet, die Kontrolle über die planetare Zentralpositronik übernommen und Planetenalarm ausgelöst. Blitzschnell berechnete sie die Ursprungskoordinaten des Energiestrahls. Noch während sie aus dem Boden fuhren und ihre eigenen Energieschirme aufbauten, begannen die Abwehrforts, die Umgebung dieses Punktes in eine alles verdampfende Gluthölle zu verwandeln.


    Das Pärchen von der Bank hetzte, schwere Automatikwaffen in den Händen, auf die am Boden liegende Adelaine zu. Obwohl sie viel näher am Tatort waren, wurden sie auf halber Strecke durch die zwei Männer von der Bank überholt, die in meterweiten Sätzen herüberjagten und sich über die Tamrätin warfen, um sie mit ihren Körpern zu schützen. Gleichzeitig rasten Medoroboter auf die Verletzte zu. Einer der "Männer" war während seines Spurts mit einem Medoroboter zusammen geprallt und hatte die tonnenschwere Maschine dadurch weit in den See geschleudert. Offenbar waren es Umweltangepasste einer kolonialen Extremwelt und keine einfachen Abendspaziergänger. Wachroboter flitzten zu strategisch wichtigen Punkten. Angehörige des Sicherheitsdienstes hetzten auf ihre Alarmpositionen.


    Als die Sirenen zu heulen begannen, entfaltete sich mit ohrenbetäubendem Knall ein Hochernergieschirm und umgab das gesamte Areal kilometerhoch und bis zum Horizont mit einer schützenden Hülle, während Hunderte von Scheinwerfern alles in erbarmungslos grelles Licht tauchten. Zwei Luftgleiter einer Delegation von Tramal, die sich innerhalb des jetzt abgeschirmten Bereiches befanden, wurden von der Sicherheitsautomatik erfasst und mittels Nottransmitter auf einen Extrabereich des Raumhafens auf der anderen Seite des Planeten abgestrahlt. Dort blickten die Insassen entsetzt in die Läufe der Energiekanonen von Kampfrobotern und Raumsoldaten und wagten es vorerst nicht, sich zu bewegen.


    Während Adelaine d'Argatan auf dem Weg in die Klinik war, in den militärischen Bereichen des Raumhafens die Schotte zuknallten, Notreaktoren auf Bereitschaft hochfuhren und Raumsoldaten alle wichtigen Positionen doppelt besetzten, wies die Sicherheitsautomatik alle Zivilpersonen an, sich sofort in die farblich abgesetzten, rot leuchtenden Notfallbereiche in ihrer unmittelbaren Nähe zu begeben. Zivilpersonen, die sich nach sechzig Sekunden noch außerhalb eines solchen Bereiches befänden, würden als Angreifer eingestuft und neutralisiert werden. Als nach Ablauf der Frist ein Journalist dennoch versuchte, zu einem Kollegen hinüber zu springen, wurde er noch in der Luft vor den Augen der entsetzten Besucher von einem Desintegrator verdampft. Daraufhin flutete die Sicherheitsautomatik alle öffentlich zugänglichen Räume mit einem sekundenschnell wirkenden Betäubungsgas.Die planetaren Abwehrplattformen waren aktiviert, Kampfraumer verließen mit Blitzstarts ihre Basen, verteilten sich innerhalb des Systems oder formierten sich an den äußeren Systemgrenzen zu gemischten Kampfverbänden.


    Dann kehrte für ein paar Momente fast Ruhe ein. Die Enten, aufgescheucht von dem Lärm und der Unruhe überall, hatten sich wieder in der Seemitte versammelt und schnatterten vereinzelt vor sich hin. Das Stimmengewirr hatte sich reduziert. Aber es gab ein neues Geräusch in Nähe des Sees – das Zischen und Knacken der sich abkühlenden Lavaglut dort, wo vor wenige Minuten noch jemand gestanden hatte.


    *

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
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    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
    *Sei höchst aufmerksam gerade gegenüber kleinsten Dingen*Unternimm nichts Nutzloses*

  • :D will da auch wohnen !!


    bin schon mal gespannt wie's weiter geht,
    was is eigentlich mit den wissenschaftlern jetzt !?!


    mirona, SCHREEEIIIIB !! :D:thumb:

  • Arthur C. Clarke * Isaac Assimov * Robert Heinlein * Stanislaw Lem * K.H. Scheer * Clark Darlton * Herribert (Der Wüstenplanet)..


    Gibt natürlich tausende, auch darunter viele, die nur eine einzige Story geschrieben haben, die aber zu den guten gehören dann und meist in Sammlungen zu finden sind, die z.B. obige Autoren herausgegeben haben.

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
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  • jo.. stimmt.. Herribert ist anderer sf autor.. :thumb:


    ..hat glaub ich die ersten Bände von Trilogie geschrieben "Die biologische Invasion" dann sich mit Verlag zerstritten und 3. Band nicht rausgerückt mehr.. hrhr


    Warum können die auch nicht normle Namen haben wie :Iszmail, Yildirim, Mustafha, Shaelkem oder Nyhadane oder so ... :D



    Mache neuen auf, wenn Fortsetzung fertig.. daher hier erstmal ZU

    *Sei nie arglistig*Folge immer dem Weg*Übe alle Techniken und Künste*Studiere viele Berufe*
    *Übe, immer Gewinn und Verlust zu unterscheiden*Übe, alle Dinge sofort zu durchschauen
    *Erkenne, was unsichtbar bleibt*
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