Beiträge von PenceSOA im Thema „Wer glaubt heutzutage noch an einen Gott?“

    Hallo meine werten Gildenkollegen,


    auch ich würde gerne mal meine Meinung zum Glauben kundtun:


    Zunächst einmal vorweg, ich bin ein gläubiger Mensch, wurde evangelisch getauft und habe auch die Konfirmation freiwillig über mich ergehen lassen (Wie stark da der Tod meiner Mutter mit reingespielt, möchte ich hier nicht weiter erörtern, auf jeden Fall wurde ich nicht dazu gezwungen oder Ähnliches). Allerdings bin ich kein Kirchengänger und werde es wohl auch nicht werden, da es einfach nichts für mich ist. Ich zwinge niemandem meinen Glauben oder meine Ansichten auf, bin aber auch nicht abgeneigt, meine Ansicht auf das Thema preiszugeben, wenn ich danach gefragt werden sollte und es die Situation verlangt (OK, letzteres kam bisher äußerst selten vor).


    Da nun hier unter anderem meine Ansicht gefragt ist, so will ich diese mal darlegen:
    Der Glaube an Gott gibt mir Kraft und ich bin der Auffassung, dass das das ist, was den Glauben im Allgemeinen auszeichnet. Es geht nicht darum irgendwelche Verantwortungen an eine höhere Instanz zu delegieren oder die Welt zu spalten, was allerdings dennoch stattfindet. Des Weiteren denke ich, dass jeder einen eigenen Weg und eine eigene Beziehung zum Glauben und zu Gott hat, auch wenn es der Person nicht gerade bewusst ist, und das ist gut so, das ermöglicht es uns als Gemeinschaft zu wachsen, verschiedene Perspektiven auf gleiche Probleme zu haben und diese dann auch lösen zu können. Wer sagt denn, dass Gott das nicht so wollte? Gerade die Gläubigen sind doch der Auffassung, dass jeder von uns nach Gottes Vorbild geschaffen wurde und das Gott in allem und jeden ist? Das sollte dann auch Gültigkeit haben, wenn derjenige selbst nicht an ihn glaubt. Deswegen muss er Gott auch nicht zuwider sein - vielleicht drückt ebendiese Person seinen "Glauben" in einer anderen Form aus. Gott gab uns den freien Willen! Und das bestimmt nicht ohne Grund, wir haben die Wahl, ob und wie wir an Gott glauben und was wir aus diesem Glauben machen. Durch den freien Willen gab er uns auch die Möglichkeit uns selbstkritisch zu betrachten und daran zu wachsen. Wie auch immer sich der Glaube in einem manifestiert, wie auch immer er bewusst zum Glauben steht, es geschah durch seinen freien Willen. Es ist gut, dass es Leute gibt, die sehr gläubig sind und den Glauben an andere aktiv weitergeben wollen, als einen Wegweiser, als eine Quelle der Kraft oder als einen inneren Rückzugsort und so den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihren Glauben für sich zu finden und zu entfalten und danach zu leben (Unter "aktiv weitergeben" verstehe ich Lehren, Informieren, Möglichkeiten aufzeigen und nicht Zwang, um das gleich klarzustellen). Des Weiteren sind auch Leute von Nöten, die dem Konzept der Religion (ich verwende bewusst diesen Begriff) skeptisch oder kritisch gegenüberstehen, was aber nicht bedeutet, dass sie ohne Glauben leben. Auch Leute, die nicht aktiv ihren Glauben hinausposaunen, sondern ihn einfach nur für sich leben und durch ihre Aktionen und Einstellungen die Leute in ihrer Umgebung inspirieren, sind nicht weniger wichtig für den Glauben, denn so drückt sich der freie Willen aus und dieser freie Willen, diese Möglichkeit, selbst die Grundsätze seines Glaubens definieren zu können (vielleicht mit etwas wegweisender Unterstützung von Außen), ist meiner Meinung nach das maßgebende Element des Glaubens.


    Ich merke noch schnell an, dass ich in obigen Text oft "Gott" so verwendet habe, dass die Vermutung nahe liegt, dass ich einen bestimmten Gott meine und nur den. Ich möchte hiermit klarstellen, dass es so nicht gemeint ist, sondern vielmehr als "ein Gott" zu verstehen ist. Hierzu möchte ich auch sagen, dass ich der Auffassung bin, dass die Götter der verschiedenen Religionen keine unterschiedlichen Entitäten sind, sondern nur verschiedene Perspektiven auf eine Entität darstellen (ähnlich wie ein Zylinder je nachdem von wo man draufguckt als Kreis oder Rechteck interpretiert werden kann).


    So jetzt aber genug von mir - ich hoffe, ich konnte euch meine Auffassung grob darlegen. Bin nebenbei bemerkt auch für Diskussionen bereit, so lange sie nicht in irgendwelche Hasstiraden oder Ähnliches entartet.



    Grüße


    Sven