Hey hab gesehen das es hierfür einen Thread gibt, daher wollte ich mal aus gegebenem Anlass, meine Geschichte loswerden, da ich kein Plan habe wohin damit sonst...
Ich bin jetzt 21. Ich bin echt toll aufgewachsen, in ner ruhigen Siedlung in nem kleinen Kaff, immer draußen am Spielen und laut meinen Eltern die sehr kritisch mit mir waren und mich streng erzogen haben "das liebste Kind der Welt" (wers glaubt).Hauptsächlich an meiner Erziehung und meiner persönlichen Entwicklung schuldig war mein Opa. Wir lebten seit ich geboren wurde in einem 3 Generationen Haus. Mein Opi hatte mich schon in jungen Jahren an PCs und generell technisches rangeführt. Er nahm mich als ich noch klein war jedes Jahr auf mehrere Urlaube durch die ganze Welt mit. Ich kann mich kaum noch erinnern aber die Erinnerung das er es getan hat ist verdammt schön.
Die beste Story auf ihn bezogen ist eigentlich die, wie ich mit gerade mal 4 Jahren oder so, Nachts im Winter rausgestiefelt bin weil ich bei ihm im Bett schlafen wollte. Meine Eltern hatten die Innentür zugeschlossen da ich so oft nachts zu meinem Opa ins Bett gelegen bin das er keinen Schlaf mehr bekam. Also ging ich Außenrum durch den Garten und klingelte an der Haustür (wie dreist!). Mein Vater arbeitete Vollzeit und versorgte damit die Familie, wenn er das nicht tat verbrachte er jede freie Minute mit mir. Trotz allem war mein Opa wie ein Vater für mich oder besser gesagt: Er war der Vater der rund um die Uhr nur für mich da war. Ich liebte ihn echt verdammt doll. Natürlich kann eine solche tolle Geschichte nie gut enden.
Als ich ungefähr 14-15 war fing mein Opa an Psychisch krank zu werden und das richtig richtig schlimm. Geschuldet war das (von den Ärzten sehr stark vermutet) der dauerhaften Misshandlung von seiten seiner Mutter als Kind. Diese Prügelte ihn, wie dann rauskam, als Kind zum Spaß einfach grün und blau mit Holzkehrer bis sie abbrachen. Von seinem Taschengeld musste er dann neue kaufen. Jedenfalls kamen sehr viele Horrorstorys über meine Uroma raus die bis dato auch noch lebte das ich sie anfing abgrundtief zu hassen (obwohl sie immer relativ nett war).
Irgendwann wurde das aber (scheinbar) besser und er durfte nach langer Behandlung wieder nach Hause, ich war so verdammt glücklich weil ich ihm verkünden konnte das ich bald ne Ausbildung als Fachinformatiker anfange und er war sehr stolz auf mich. Irgendwas stimmte trotzdem noch nicht. Und es kam wie es kommen musste: Meine Eltern waren gerade mit meinen Geschwistern im Familienurlaub, ich war 16 und sollte in einer Woche meine Ausbildung starten. Ich wurde nachts so um 4 wach da unser Hund sehr laut jaulte und ich aufs Klo musste. Dann ging ich in die Wohnung meiner Großeltern um nach dem Hund zu sehen und ihn mit in mein Zimmer zu nehmen. Und dann hängte mein Opa mit der Hundeleine aufgehangen am Holzbalken im Wintergarten.
Ich hab keine Ahnung mehr wie es aussah oder was ich gefühlt hab, ich kann es mir nur tagtäglich im Schlaf vorstellen (was auch furchtbar ist). Ich weiß nur noch das ich den Hund an mich gepresst hab und irgendwie zu meiner Oma ins Schlafzimmer bin und ihre Hand genommen hab und geschrien/geheult hab. Ich weiß nicht mehr genau was wie wann passierte, irgendwann trafen auf jedenfall Polizei, Bestatter und Notfallseelsorger ein. Meine Eltern hatten sich auch direkt am Morgen auf den langen weg von Spanien mit dem Auto aufgemacht, natürlich am Boden zerstört. Und die hatte ich auch noch Angst das meinen Eltern auf der Heimfahrt was passiert.
Am Abend zuvor kam es mir kein bisschen komisch vor das er auf einmal Eistee von mir trinken wollte (er verabscheute das Zuckerwasser immer!) im nachhinein wurds mir klar, er wusste das er davon Nachts auf Klo musste und aufwachen würde.
Meine Mutter riet mir dann davon ab meine Ausbildung anzufangen damit ich erstmal zur ruhe komme und das verarbeiten kann und eine Theraphie machen kann um das gesehene zu verarbeiten. Sie suchte für mich bzw. die ganze Familie eine Therapie aber vor allem für mich und meine Oma. Alles was sie nach Monatelanger suche zu hören bekam waren Sachen wie "Ja Kinder kommen über sowas leicht hinweg und Alte Leute erst recht" oder "Das ist ne ganz normale Trauerverarbeitung sowas behandeln wir nicht". Ich hatte dann doch meine Ausbildung angefangen und es lief ganz okey, bis es dort auch anfing schlimm zu werden.
Von den Kollegen musste ich mir ständige Beleidigungen anhören sogar körperliche Angriffe waren dabei. Ich wollte es einfach nur durchhalten ich war schon fast am Ende des 3. Lehrjahres als es mich komplett aus dem Leben riss. Ich hab mir selbst versucht das Leben zu nehmen und kam auch in Behandlung. Alles von damals kochte wieder hoch und ich war 1 Woche lang in stationärer Behandlung, bei genau denen die meinem Opa behandelt haben und mich nach seinem Tod abgewiesen hatten.Das konnte nicht gut gehen, ich hasste es dort noch mehr und ich fühlte mich einfach nur dumm weil ich in der Gerontopsychatrie untergebracht wurde weil auf den Jugendstationen kein Platz mehr war. Was natürlich alles viel schlimmer machte noch mehr alte depressive Opis zu sehen. Ich lies mich auf Medikamente einstellen und entlies mich dann selbst.
Durch verdammt gutes Glück fand meine Mutter einen Platz bei einer Psychologin mit der ich daraufhin meine Therapie weiter gemacht hatte. Ich schaffte es sogar so weit das ich meine Abschlussarbeit schreiben konnte und mit einer 2 bestanden hab obwohl ich das ganze 3. Lehrjahr nicht in der Schule war. Trotzdem fühlte ich mich nicht gut. Ich lernte während meiner Theraphie meinen jetzigen Freund kennen und entschloss mich einfach daheim auszuziehen und nach Bonn zu ihm zu ziehen. Eine arbeit und Wohnung fand ich schnell und ich war echt glücklich. Gestern hats mich dann wieder hart erwischt, ich war total am Ende ich hatte den halben Tag nur geweint und mich verkrochen, ich hatte einfach Angst vor allem. Ich hab keinen sicheren Job und ich hab einfach Schiss das alles was ich mir erarbeitet hab kaputt geht. Ich finde keinen der mich hier weiter behandelt. Meine Mutter und ich telefonieren schon wieder ne Weile rum und finden nix. Ich hab echt Angst das es wieder so schlimm wie damals wird.
Naja das war/ist meine kurzgefasste Geschichte. Vielleicht hat ja wer von euch nen Tipp. Danke das ihr euch den Roman durchgelesen habt, es hat sich echt verdammt befreiend angefühlt das ganze zu schreiben.
Zu dem Thema das sowas eigentlich nur das näher Umfeld wissen wollte: Ich habe kein näheres Umfeld ich hab "nur" meinen Freund und meine Eltern. Die einzigen Bekanntschaften die ich habe sind Online und das finde ich auch gut so. Es kennt mich ja eh keiner wirklich und ich werden keinem über den weg laufen der mir hier was böses will. Von daher find ich das sehr angenehm sowas hier loszuwerden wo ich eindrücke von allen sammeln kann die sich damit befassen wollen (oder auch nicht)
Kuss und Gruß Kathy
