Die Abtei der Verdammten
I.
Schnaufend lehnte er an einer windschiefen Säule. Die Knie leicht eingeknickt, den Oberkörper nach vorn gebeugt ruhte seine linke Hand auf seinem Gesicht, während seine Rechte den Zweihänder fest umschlossen hielt. Stunde um Stunde hatte er gegen die Horden der Hölle gekämpft und versucht seine Stellung zusammen mit anderen zu verteidigen. Nun war er alleine, der Rest erschlagen oder schlimmeres von den Ungetümen, die sie wie aus heiterem Himmel angegriffen hatten. Woher sie kamen wusste er nicht und es würde auch keine Rolle für ihn spielen. Für ihn stand fest, dass er weiter kämpfen würde. Ob allein oder mit einer starken Gemeinschaft an seiner Seite.
Langsam glitt die Hand aus seinem Gesicht, welches vollkommen mit Blut, Schweiß und Exkrementen bedeckt war. Das meiste stammte von seinen Mitstreitern, die schreiend und flehend um ihn herum gefallen waren. Er hatte nur ein Stoßgebet zu den Göttern geschickt und war mit seinem Zweihänder auf die eindringenden Ungeheuer zugestürmt. Es war seine Abtei und er würde um sie kämpfen.
Dass er noch am Leben war, verdankte er nicht seiner Kampfkunst sondern dem Zufall. Während seines Ansturms brach der Boden unter seinen Füßen und er viel in einen der Kellerräume und wurde dort kurzzeitig begraben. Er konnte sich befreien und im Laufe der Stunden und Tage verbesserte sich seine Technik.
Viele der Monster waren nicht sonderlich einfallsreich sie machten sich nur ihre Anzahl und die körperliche Überlegenheit zu Eigen. Einige von Ihnen jedoch waren durch dunkle Zauber kräftiger und wirkten während des Kampfes oft grauenhafte Effekte, welche die Kämpfer an Ort und Stelle verbrannten oder einfroren. Andere wurden durch die Zauberer selbst gelenkt und wenn die dunklen Heerscharen auch so nicht vorwärts kamen, verwandelten sich die Zauberer selbst in abscheuliche Kreaturen.
Der Strom an Streitern schien nicht zu versiegen.
Throx stemmte sich an der Säule empor, umklammerte mit nunmehr sicherem und geübten Griff seinen Zweihänder, atmete tief durch und stürmte um die Säule herum, auf die nächste Gruppe der Gegner zu. Seine Lippen formten uralte Worte und eine gigantische von Blitzen umzüngelte Säule entsprang in der Mitte seiner Gegner, die durch die Blitze
zahlreich verletzt oder aber getötet wurden…
Rasend schnell setze er seinen Angriff fort und sein Schwert, welches er von seinem Großvater, dem Abt dieses Klosters gerbt hatte, zuckte zwischen den Gegnern hin und her. Hier spaltete es einen Schädel, trennte ihn gar vom Haupte seines Gegners um sekundenschnell auf der anderen Seite einen Zauberer die Brust zu durchstoßen.
Die Klinge war mit dem Blut der Scheusale bedeckt, so dass man nicht einmal mehr die Blutrinne erkennen konnte. Einzig am Heft der Waffe schimmerte golden das Wappen des Klosters.
Sein einfaches Gewand, welches Throx noch vor Tagen zum Gebet trug, hatte er mittlerweile gegen seine Kampfrüstung getauscht. Ein ehemaliger Schüler und Freund seines Großvaters hatte sie ihm geschmiedet und genäht. Sie schützte die wichtigen Regionen seines Körpers. Im Gegensatz zu den anderen Kampfrüstungen war seine aus einem tiefschwarzen und seltenen Metall hergestellt worden.
Throx sprang zur Seite, denn aus dem Boden unter ihm trat eine giftig stinkende Brühe hervor. Eine Lache bildete sich aus welcher unvermittelt ein Fangarm schoss und Throx strauchelte.
Für einen kurzen Moment hatte es den Anschein als würde er unterliegen. Er kniff die Lippen zusammen, schwang sein Schwert mit einer kurzen Bewegung knapp über dem Boden und hackte damit drei heranstürmenden Angreifern die Beine ab. Er beachtete die Kreaturen nicht weiter, sie würden in ihrem eigenen Blut ertrinken. Den Kopf nach links drehend fixierte er die Quelle des Giftstromes. Er konzentrierte sich und mit rasender Geschwindigkeit legte er die Distanz zwischen sich und dem Quäler zurück. Blitze umspielten ihn und seinen Zweihänder, als er mit einem gewaltigen Hieb das Monster erschlug.
Aufeinmal war es still und Throx sah sich um. Die übrigen Angreifer waren verschwunden, wie auch die bereits erschlagenen Monster. Kein Blut bedeckte den Boden und auch seine Rüstung sah aus wie neu und sein Schwert glänzte ohne einen Tropfen Blut daran. Etwas verwirrt sah er sich um und runzelte die Stirn. Mit einer raschen Geste verschwand der Zweihänder in seiner Halterung schräg auf seinem Rücken, gerade so, dass er das Heft bequem mit der rechten Hand erreichen konnte.
Schnellen Schrittes durchstreifte er die Abtei, konnte aber keine weiteren Eindringlinge ausmachen. Als er die Gebetshalle durchquerte und sich kurz vor dem Ausgang zum Innenhof befand, vernahm er ein schabendes Geräusch hinter sich. Flink drehte sich um und starrte mit aufgerissenen Augen auf die drei riesigen, knapp über dem Boden schwebenden Ungeheuer. Das schabende Geräusch wurde durch eine riesige Sense verursacht, welche alle drei trugen und eines von ihnen mit der Klinge auf dem Boden hinter sich her zog.
Ehe Throx seinen Zweihänder ziehen konnte spürte er, wie eine Macht in zu den drei Wesen zog. Er glitt immer schneller über den Boden und kurz bevor er bei ihnen ankam, erschienen zwischen den dreien gleißende Ketten.
Dies war das letzte was Throx sehen sollte. Sekunden später rollte sein durch eine der Ketten abgetrennter Kopf über den Hallenboden und sein Körper fiel mit einem dumpfen Scheppern zu Boden.
Die drei Wesen verschwanden und aus den Schatten einer Säule trat eine vermummte Gestalt. Sie Schritt ohne innezuhalten an der Leiche vorbei und verschwand mit einem leisen Kichern im Nichts.